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trübes Gelb in Grau ist die gewöhnliche Farbe der Gewässer um ihn her,
und vor dem Aufenthalt in einer Meeresstrecke, die bei der Ebbe stundenweit
ihren Schlammboden aufdeckt, hüten sich die Fische und überlassen gern dem
Seehund und der häßlichen Roche das wenig einladende Gebiet. Und dies
Meer, das die Halligen umgibt und so oft überwogt, dies an Gaben so arme
Meer ist noch dazu fortwährend ein Räuber, der bald mit langsamer, still unter—
grabender Macht, bald mit wildstürmender Gewalt ein Stück Land nach dem
andern von dem Eiland abbricht, so daß der Halligbewohner schon die Jahre zählen
kann, wann den Hütten und den Herden der letzte Raum genommen sein wird.
7. Doch glücklich die Hallig, wenn hiermit ihr Bild vollständig gezeichnet
wäre! Aber es bleibt noch eine furchtbare Seite übrig. Zur Gewohnheit
sind die Überschwemmungen geworden, die, alles flache Land überwogend, an
den Wersten hinaufsteigen und an die Mauern und Fenster der Hütten mit
ihrem weißen Schaume anschlagen. Da blicken denn diese Wohnungen aus
der weiten, wogenden Wasserflüche nur noch als Strohdächer hervor. Man
glaubt nicht, daß sie menschliche Wesen bergen, daß Greise, Männer, Frauen
und Kinder unterdessen vielleicht ruhig um ihren Teetisch sitzen und kaum einen
flüchtigen Blick auf den umdrängenden Ozean werfen.
Aber zuweilen bricht der Sturm zugleich mit der Flut auf das bange
Eiland ein. Die Wasser steigen bis zu sechs Meter über ihren gewöhnlichen
Stand hinauf. Die Wogen dehnen sich zu Berg und Tal, und das Meer sendet
in immer neuen, langen Zügen seine volle Gewalt gegen die einzelnen Werften,
um sie aus seiner Bahn wegzuschieben. Der Erdhügel, der eine Zeitlang
zitternd widerstand, gibt nach. Bei den unausgesetzten Angriffen bricht ein
Stück nach dem andern ab und schießt hinunter. Die Pfosten des Hauses,
welche die Vorsicht ebenso tief in die Werste hineinsenkte, als sie darüber hervor—
stehen, werden dadurch entblößt; das Meer faßt sie, rüttelt sie. Der erschreckte
Bewohner des Hauses rettet zuerst seine besten Schafe hinauf auf den Boden;
dann flieht er selbst nach, und hohe Zeit war es! Denn schon stürzen die
Mauern, und nur noch einzelne Ständer halten den schwankenden Dachboden,
die letzte Zuflucht.
Mit furchtbarem Siegesübermut schalten nun die Wogen in dem unteren
Teile des Hauses. Sie werfen Schränke, Kisten, Betten, Wiegen in wildem
Spiele durcheinander und schlagen sich immer freieren Durchgang, um alles
hinauszureißen auf den weiteren Tummelplatz ihrer unbändigen Kraft. Der
Stützpunkte des Daches werden immer weniger, des Daches, dessen Nieder—
sturz rettungslos einer noch vor wenigen Stunden in häuslicher Geschäftigkeit
wirkenden oder im sanften Arme des Schlummers ruhenden Familie ein
schäumendes Grab bereitet. Ängstlich lauscht das Ohr, ob nicht das Brausen
des Sturmes abnimmt; ängstlich pocht das Herz bei jeder Erschütterung; immer