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zu Worte kommen muß. — Dicht neben Trojan steht der behaglich
humorvolle Kinderfreund Heinrich Seidel, und dann folgen die andern
in bunter Reihe: Viktor Blüthgen, Karl Busse, Paula und Richard
Dehmel, Gustav Falke, Klaus Groth, Richard Leander, Detlev v. Lilien—
eron, Wilhelm Lobsien, Julius Lohmeyer, Anna Ritter, Frida Schanz,
Emil Weber. — Daß ich auf dieser Stufe auch schon Mundartliches
bringe, könnte befremden, wenn es sich nicht um ganz kleine und
einfache, leicht verständliche und dabei echt kindliche Stücke handelte
(1 von Goethe und 3 von Groth). Überhaupt messe ich der Mundart
eine große Bedeutung bei und mochte namentlich auf Klaus Groth,
diesen echten Kinderdichter, auch schon auf der Unterstufe nicht ganz
verzichten. — Von sonstigen neueren Dichtern treten in diesem Bande
noch u. a. auf: Gerhard v. Amyntor, Ferdinand Avenarius, Rudolf
Baumbach, Martin Greif, Fritz Lienhardt, Ute Muellenbach, Adolf
Pichler, Richard Schmidt-Cabanis, die meisten freilich nur mit ver—
einzelten Nummern. Martin Greifs schlichte Verssprache ließ mir
jedoch schon 6 seiner Gedichte für diese Stufe geeignet erscheinen.
Ein besonderes Kreuz für den Lesebuchherausgeber sind die
historischen Stoffe für die ersten Altersstufen. Geschichtliche Stoffe
im eigentlichen Sinne wären für dieses Alter noch verfrüht, und die
üblichen kleinen Anekdoten und Einzelzüge aus dem Leben unserer
Landesfürsten sind in ihrer Mehrzahl derart gemacht und dürftig, daß
sie auch bescheidenen Ansprüchen nicht genügen. Es ist über diese Stücke
schon manch bitteres Urteil gefällt worden, aber Ersatz durch etwas
Besseres hat niemand bisher geboten. Auf vaterländische Stoffe aber
einstweilen noch ganz zu verzichten, ist auch nicht wohl angängig.
So muß man denn wohl oder übel sich damit begnügen, aus dem Vor—
handenen eine möglichst sorgfältige Auswahl zu treffen; doch weist
der betreffende Abschnitt des vorliegenden Bandes auch einige neue
Fundstücke auf.
Gewissen Stoffkreisen, die für das Kind erfahrungsmäßig einen
besonders hohen Gefühlswert besitzen (kindliches Spiel, Weih—
nachten u. ä.), ist ein verhältnismäßig breiter Raum zugemessen
worden. Ein besonderes Anliegen war es mir dabei, daß neben dem
Ernste auch die sonnige Heiterkeit kindlicher Lebensauffassung voll zu
ihrem Rechte gelange. Es finden sich Stücke in dem Buche, die nicht
in jedem Abschnitte zu moralischen Nutzanwendungen Anlaß bieten,
und aus denen auch der geschickteste Katechet keinen regelrechten
„Grundgedanken“ herausdestillieren wird; Stücke, die dem mürrischen
Ernste zunftmäßiger Pedanterie vielleicht als dreiste Eindringlinge
erscheinen werden, da sie als Legitimation nichts weiter aufzuweisen
haben als ihre muntere Keckheit, schalkhaft blitzende Augen und ein