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singen, das er von den Unterirdischen gehört hatte, da erstaunten
sein Vater und seine Mutter und alle, die zugegen waren; denn wie
Gold klang es aus seinem Munde, und man erkannte die köstliche
Gabe, die die kleinen Männchen ihm geschenkt hatten.
12. Am anderen Morgen war die Geschichte im Dorfe bekannt
geworden, und jeder wollte Hans singen hören. Sie konnten gar
nicht genug davon bekommen und nannten ihn von dem Tage ab
Haus Goldmund. Zuletzt hörte auch der Graf davon und ließ den
kleinen Sänger aufs Schloß holen. Als er ihn singen hörte, ward er
so gerührt, daß ihm die Tränen die Backen hinabliefen, und er
sagle: „Mein Sohn, du hast eine goldene Gabe; ich will sorgen,
daß sie der Welt nicht verloren geht.“ Er veranlaßte, daß der
Knabe in die Residenz kam und vor dem König singen mußte. Dieser
behielt Hans an seinem Hofe und ließ ihm die allerbesten Lehrer
geben, so daß er bald in der Kunst des Gesanges nicht mehr seines—
gleichen hatte.
III.
13. Des Nachbars Peter wurde Tag und Nacht vom Neide ge⸗—
peinigt, als er von diesem außerordentlichen Glück erfuhr, und ver—
fiel schließlich auf den Gedanken, ebenfalls sein Heil bei den Unter—
irdischen zu versuchen. An einem schönen Märzabend bei Sonnen—
untergang ging er hinaus und setzte sich auf den Hügel. Nicht lange
hatte er gewartet, da hörte er, gerade wie Hans, ein Wispern und
Knispern hinter dem Felsblock; dann begann das Vorspiel, und bald
folgte der Gesang:
„Sinkt der Tag in Abendgluten,
schwimmt das Tal in Nebelfluten!
Coniloral Durandora!“
Noch fiel ihm nichts ein, aber er würde es bald haben, dachte er
Die Unterirdischen fuhren fort:
„Heimlich aus der Himmelsferne
blinken schon die goldnen Sterne!
Coniloral Durandora!“
Peter hatte es: „Knattrabums!“ rief er plötzlich.
14. Da erschallte ein vielstimmiges Wehegeschrei hinter dem
Stein, und plötzlich waren die kleinen Männchen um ihn herum und
schauten mit zornigen Gesichtern zu ihm auf. Sie riefen: „Pfui, du
grober Tapps! Pechmaul sollst du heißen! Pechmaul sollst du