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Zweite Abtheilung. Asien.
werk. Baumwollenwaaren; Seide- und Seidewaren; Porzellan rc. — 7. Die Ein-
f u h r a r t i k e l bestehen in allerlei Fabrik- und Manufakturwaaren, in Kunstgegen¬
ständen, in gemünzten und ungeniünzten edlen Metallen, in unedlen Metallen n. dgl.
10. Asien ist die älteste Wiege der Kultur, der Wissenschaften und Künste.
Die europäischen Völker haben jetzt aber die asiatischen weit überflügelt. Die meiste wissen¬
schaftliche Bildung mit einer reichen, znm Theil sehr alten Literatur von wissenschaftlichen
u. poetischen Erzeugnissen haben die Chinesen, Japaner u. Hindus. Jetzt noch
legen sich diese Völker mit Erfolg auf manche Wissenschaften u. zeichnen sich auch in
einigen Künsten, wie in der Baukunst, ans. Lesen und Schreiben ist fast allgemein
unter ihnen verbreitet. Auch unter manchen muhamedanischen Völkern, wie unter den
Persern, Arabern u. Osmanen, blühen noch einige Künste n. Wissenschaften,
aber weit nicht in dem Maße, wie in früheren Zeiten; doch ist auch bei ihnen noch
Lesen u. Schreiben ziemlich allgemein. Viele andere Völker dagegen, besonders die
Masse der mongolischen n. malayischen Nationen, ist aber ohne alle höhere
Bildung. Die wichtigsten Bildnngsanstalten sind in Pe-king u. Nan-king für
China, in Lhassa u. a. Orten Tübets für die Tübetaner u. Mongolen, in Miako für
Japaner, in Benares für Brahmanen, in Buchara u. Samarkand für Muhamedaner.
Lehranstalten nach europäischer Weise gibt es im asiat. Rußland u. im britischen Indien.
§. 162.
Die Staaten.
1. Nur die angesessenen Nationen sind zu einem geordneten gesell¬
schaftlichen Zustand und damit zur staatlichen Existenz gekommen; so
die Japaner, Chinesen, Indo-Chinesen, Perser, Türken, Araber und einige andere
Völkerschaften. Die Negierungen der gesitteten Völker sind sämmtlich monarchisch und
beinahe alle unumschränkt, nnd zwar in dem Maße, daß die Gewalt des Herrschers oft
in die unerträglichste Despotie ausartet. Doch wird die Gewalt auch der despotischsten
Fürsten in vielen Fällen durch die Religion, so wie durch die Gesetze der politischen
Einrichtungen, welche sie gebeiligt hat, in Schränken gehalten.
2■ Neben der despotischen besteht in Asien zugleich die patriarchalische Form
des gesellschaftlichen Zustandes. Diese findet sich bei allen Hirten-, Jager- und vege-
tirenden Völkern. Sie haben Oberhäupter sScheik; Khan], die wenig Gewalt besitzen
nnd gleichsam nur die Väter großer Familien sind. Die einen von diesen Oberhäup¬
ter» sind unabhängig, die andern einem Hökern unterworfen, welcher gleichfalls nicht
viel Machtvollkommenbeit besitzt; in diesem letzter» Fall erscheint der Staat unter der
Form eines Lchcnstaatcs. Es gibt jedoch in Asien auch manche Nomadenvölker, welche
keine Oberhäupter haben, sondern in vereinzelten Familien leben.
Z. Ein großer Theil der ansäßigen Nationen und der Nomadenvölker hat seine
Selbständigkeit eingebüßt und sich der Herrschaft europäischer Nationen unterwerfen
müssen. Jbre Länder sind dadurch Kolonialländcr europäischer Staaten geworden.
Die Völker Europas, welche größere oder kleinere Besitzungen in Asien haben, sind die
Russen, Briten, Osmanen, Niederländer, Spanier, Portugiesen,
Dänen nnd Franzosen. Die enrop. Besitzungen umfassen c. 357,000 OM. mit
200 Mill. E. sS. p. 38].
4- Die selbständigen Staaten in Asien kann man nach den in denselben herr¬
schenden und den Grundcharakter derselben bedingenden Religionen in zwei Klassen
eintheilen, nämlich in bnddaistische und in m u h a med an i sch e St a ate n. Die
Staaten des brahmanischen Asiens in Vorderindien haben ibre Selbständigkeit verloren
nnd sind Vasallen des britischen Reiches geworden. Die Völker, die dem Schamanen-
thum ergeben sind, sind dem chinesische», größtentheils aber dem russischen Reich ein¬
verleibt. Christliche Staaten gibt cs keine in Asien, und selbst in den Besitzungen der
Europäer ist die Zahl der Christen verbältnißmäßig gering.
5. Nach ihrer geographischen Lage lassen sich die asiatischen Staaten in 4
Gruppen bringen: in Staaten von Hinterasien, von Nordasien, von Süd¬
asien und von Westasien.