Full text: [Teil 3 = 4. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

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dat nich öwel, düssen Herzog tru eck nieb sau recht.“ — „Warum 
denn nicht?“ — „EIm! hei hat sau oft un sau lange in Berlin 
sãten, da het hei Knepe lehrt.“ — (Es war nämlich den braun- 
schweigischen Untertanen gar nicht recht, dass der Herzog sich 
als Erbprinz viel in Berlin aufgehalten hatte, denn sie fürchteten, 
er werde nun die neuen preulsischen Abgaben auch bei ihnen ein- 
führen.) — Der Herzog wollte ibn das ausreden; aber der Bauer 
schüttelte mit dem Kopfe und wulste allerlei zu tadeln an der 
neuen Regierung. 
Unterdessen kamen sie der Stadt naber; der Herzog vwollte 
nicht mit dem Bauer ins Tor gehen, um ihn nieht zu erschrecken, 
und schritt deshalb rasch voran. Da rief die Schildwache: „Wache 
'rausl“ Der Bauer stutzte und dachte, das sei vohl ein Unter- 
offizier gewesen, mit dem er gesprochen habe. Bald darauf hörte 
er das Spiel rühren und erschrak, und als er nun von der Sebild- 
wache erfuhr, dass es der Herzog selber gewesen sei, wollte er sich 
nicht in die Stadt hineinwagen. Der soldat merkte seine Angst 
und fragte, vas ihm feble. „Ach, eck hebbe öhm sau veel dumm 
Tũg segtl· stöhnte der Bauer und erzählte das ganze Gespräch. 
Der Soldat kannte den Herzog besser und sprach dem Bauer 
Mut ein. Dieser ging also in die Stadt, verkaufte geschwind seine 
Waren und eilte dann nach Hause 
Den folgenden Morgen ganz früh liels der Amtmann den 
Bauer zu sioh rufen und fuhr ihn an: „Ihr schändlicher Mensch 
seid beim Herzog gewesen und habt mich verklagt.“ „Ach du 
leiber Gott nee! eck bin ja nieh bi öhm wesen; hei kam ja tau 
mikls stotterte der Bauer und dachte, es werde ihm übel ergehen. 
Aber vwie freute er sich, als er hörte, dass ihm die rückständigen 
sechsjährigen Abgaben erlassen wären. — Der Herzog hatte noch 
denselben Abend den Befebl geschiekt: wenn ein redeher Unter— 
tan durch Unglücksfälle arm geworden sei und die Abgaben nicht 
bezahlen könne, so solle der Amtmann dem Landesherrn Vor- 
stellungen darüber machen, damit dieser die Abgaben erlassen 
könne, und der Unglückliche nicht ganz verderben müsse; und 
wenn es der Amtmann noch einmal so mache wie mit diesem 
Bauer, so werde er sogleich abgesetæt werden. 
Voller Freuden stürzte der Bauer nach seinem Hause und er- 
Ahlte nun seiner Frau die ganze Geschichte, und er wachte ihr 
den Vorschlag, sie wollten dem Herzog die Kub schenken. Die
	        
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