— 177 —
betrachtet. Schon das alte Testament sagt: „Gehe hin zur Ameise, du
Fauler, siehe ihre Weise an und lerne von ihr,“ und die Morgenländer
haben sie durch folgende Erzählung verherrlicht: Ein Prinz, der im
Kriege mehrmals zurückgeschlagen worden war, lag fast verzweifelnd in
seinem Zelte. Eine Ameise lief an einer Seitenwand in die Höhe.
Er warf sie wiederholt herab; aber immer wieder kletterte sie hinauf.
Neugierig, zu sehen, wie lange sie dies treiben würde, warf er sie achtzig
mal herunter; sie ließ sich aber nicht entmutigen. Endlich sagte er,
von Bewunderung erfüllt, zu sich selbst: „Ahmen wir ihr nach, und wir
werden siegen!“ Er that also, und er hat nachher viele Siege errungen.
Nach Heinemann u. a.
5. Pflanzen- und Tierleben im Wasser.
226. Am WMasser.
Vielerlei Freuden und Erquickungen bieten uns die verschiedenen
Gewässer. Wir wandeln so gern am Ufer eines rauschenden Flusses
oder eines murmelnden Bächleins hin; wir freuen uns, wenn wir auf
unseren Spaziergängen an einen stillen Weiher im Walde kommen;
stundenlang können wir an den Ufern beider sitzen und das Leben rings
umher und im Wasser belauschen. Und welche Lust ist es, wenn wir
sogar einmal in einem Kahne auf der glatten Oberfläche eines Flusses
oder Sees dahin gleiten, oder wenn uns das Glück zuteil wird, auf
einem Dampfschiffe ein größeres Gewässer zu befahren! Welche Er—
quickung ist ferner an heißen Sommertagen ein Bad in kühler, klarer
Wasserflut! Sogar im Winter haben die Gewässer unbeschreibliche
Reize; denn da eilen wir, die Schlittschuhe an den Füßen, pfeilschnell
über die spiegelglatte Fläche des Eises dahin, die der Frost darüber ge⸗
breitet hat.
Die schönsten Freuden bietet das Wasser jedoch dem, der sich ge⸗
wöhnt hat, die Natur überall aufmerksam zu beobachten. An den Ufern
der meisten Gewässer wächst mancherlei Gebüsch, dessen Wurzeln reich⸗
lich getränkt werden; besonders gedeihen daselbst Weiden und Erlen.
Mancherlei Blumen prangen dazwischen: das blaue Vergißmeinnicht, der
gelbe Hahnenfuß, rote Lichtnelken, weiße Spirän u. a. Die Gewässer
selbst, namentlich die stehenden, bergen gleichfalls eine reiche Pflanzen⸗
welt. Teichlinsen und zwischen ihnen grüne Wasserfäden schwimmen
auf der Wasserfläche; ebenso der Wasserhahnenfuß mit seinen weißen