Full text: [Stufe 2, [Schülerband]] (Stufe 2, [Schülerband])

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es nieht länger widerstehen, streckte die Hand hĩnaus und nahm 
dio giftige Hälfte. Kaum aber hatte es einen Bissen davon im 
Munde, so fiel es tot zur Erde nieder. Da botrachtete es die 
RKönigin mit grausigen Blicken und lachte überlaut und sprach: 
„Weiss wie Sehnee, rot wie Blut, schwarz wioe Ebenholz! Dies- 
nal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken!“ Und als 
sio daheim den Spiegel befragte: 
„Spieglein, Spieglein an der Wand, 
er ist die Sehöônste im ganzen Land?“ 
so antworteto er endlich: 
„Frau Königin, Ihr seid dio Schönste im Land.“ 
Da hatto ihr neidisches Herz Ruhbe, so gut ein böses und 
neidisches Herz Ruhe haben kann. 
Die Zwerglein, wie sie abends nach Hauss kamen, fanden 
Sneewittehen auf der Erde liegoen; es ging kein Atem mohr aus 
seinom MNunde, und es war tot. die boben es auf, sucehten, ob 
sio was Giftiges fänden, scehnürten es auf, kämmten ihm die 
Haaro, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles 
nicehts; das liobe Kind war tot und blieb tot. die legten es auf 
eino Bahro und setzten sich alle sioben daran und beweinten es, 
und weinten drei Tage lang. Da wollten sio es begraben; aber 
os sah noch so frisoh aus wie ein lebender Mensch und hatte 
noch seine schönen roton Backen. die sprachen: „Das können 
wir nicht in dié sehwarzo Erde versenken,“ und Bessen einen 
durehsichtigoen Sarg von Glas machen, dasls man es von allen 
deiten sehen konnte, legton es hinein und schrieben mit 
goldenoen Bucehstaben seinen Namen darauf, und dass es eine 
Rõnigstochter wäre. Dann soetzten sis den darg hinaus auf den 
Berg, und einer von ihnen bliob immer dabei und bewachte ihn. 
Und die Tiero kamen auech und beweinten Sneewittehen, erst eine 
Eule, dann ein Rabe, zuletæt ein Taubcehen. 
Nun lag Sneewittehen lange, lange Zeit in dem dSarge und 
verwesto nicht, sondorn sah aus, als wenn es sehliefe; denn es 
war noch so weiss wie Schnee, so rot wvie Blut und so 
schwarzhaarig wie Ebenholz Es geschah aber, dass ein Lönigs- 
sohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhauso kam, um 
da zu übernachten. Ur sah auf dem Berge den Sarg und das 
schöns Sneewittehen darin und las, was mit goldenen Buch- 
staben darauf geschrioeben war. Da sprach er zu den Zwergen: 
„Lasst mir don Sarg, ieh will euch geben, vas ihr dafür haben 
Vollt“ Aber die Zwerge antworteton: „Wir geben ibn vicht 
um alles Gold in der Welt.“ Da sprach er: „So schenkt mir 
ihn, donn ich kann nicht leben, ohne Sneewittehen zu sehen; 
ieh will es ebhren und hochachten wie mein Läebstes.“ Wie er s0 
sprach, empfanden dio guten Zwerglein Ntleiden mit ibm und 
gaben ihm den Sarg. Der Rönigssohn Less ihn nun von seinen 
Dienern auf den Solultern forttragen. Da geschah es, dals sio
	        
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