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3 Nimm auf die Schultern Last
und Müh'
mit frohem Gottvertrauen
und lerne, wirkend spät und
früh,
den eignen Herd dir bauen!
5. Halt hoch den Kopf, was dir
auch droht,
und werde nie zum Knechte;
brich mit dem Armen gern dein
Brot
und wahre seine Rechte!
4.Wer sich die Ehre wählt zum
Hort,
den kann kein Schalk verführen;
gerader Weg, gerades Wort
soll dich zum Ziele führen.
6. Treib nie mit heil'gen Dingen
Spott
und ehr' auch fremden Glauben
und laß dir deinen Herrn und Gott
von keinem Zweifler rauben!
7. Und nun ein letzter Druck der Hand
und eine letzte Bitte:
Bewahr' dir treu im fremden Land
des Vaterhauses Sitte!
J. Sturm.
340. Die vier Gesellen.
1. Es war um die Osterzeit, da zogen vier junge Handwerks-
gesellen: ein Zimmermann, ein LTischler, ein Schlosser und ein Weber,
umn Stadtthor hinaus, um auf die Wanderschaft zu gehen. LEin Alt-
geselle, seiner Profession ein Bucker, gab dem Zuge das Geleite; denn
dr war sehr befreundet mit etlichen unter ihnen. die sangen ein
Wanderlied und gerieten bald in eine fröhlichs Stimmung. So geschah
es, dass sie verabredeten, ein jeder von den vier jüngeren Männern
golle angeben, worauf er sein Glück baue. — Der Zimmermann hob
an und gprach: „Gesundheit und Stärke des Leibes ist das beste!
Da seht, wie breit mein Rücken ist, wie fest mein Arm, wie stark
mein Knochenbau! Das Stammende eines Balkens nehme ich auf die
dehulter und gehe damit die Leiter hinan. Und wenn's sein muls,
über den Feierabend hinaus zu arbeiten Monate lang, das ist mir ein
deherz; ich spüre es nicht. Darum greift auch jeder Meister nach
mir und pimmt mich gern in seine Dienste.“ — Dem antwortete der
Atgeselle: „Gott erhalte dir das teure Geschenk, mein Freund, und
einen Engel zur Wache obenein! Ich habe einen Prager gekannt,
lerx war vie du und trotzte auf seine Stärke dergestalt, dals er im
Übermute ausrief: „Lasst nur einmal eine rechte Schlägerei kommen;
dann vollt ihr sehen!“ Und es kam eine Sehlägerei, und der Prager
fable einen Gerbergesellen aus Schlesien ins Auge, mit dem er sich
érzurnt hatte, und rief: „Den zwing' ich!‘ Und er rang mit ihm,
Vat in au Boden und iciete ihm auf den Unterleib so gewaltig,
daß dieser an dem sSchaden sterben musste. Der Prager aber Kam
ins Zuekthaus und ward nieht wieder froh.