scheid meines Gartens jenseit der Mauer, und will ihn mein Bruder
auch fernerhin als Hausmeister behalten, so mag er eine Thür durch
die Wand brechen lassen; wo nicht, so zahlt er dem Manne noch
weiter dreitausend Mark und läßt ihn ziehen. Sollte aber Klaus
Karsten, was ich jedoch nicht hoffe und erwarte, fragen, warum er zu
mir gekommen, so werde ihm zu wissen gethan, wie folgt: Zum Holz⸗
hacker wählte ich den Klaus, weil ich ihn beten sah. Hätte damals
sein Kamerad gebetet und er den Hut auf dem Kopfe behalten, würde
ich nicht ihn gedungen haben, sondern seinen Vetter.“
Fliegende Blätter.
9. Das Valerunser.
Einst ward ein Geistlicher gerufen, um einen Mann, der vor Ge—
richt stand, zum Eide vorzubereiten. Ich weiß nicht, in welcher An—
gelegenheit es war, ob um einer Erbschaft oder um eines Verbrechens
willen. Der Geistliche kennt den Mann und weiß, daß auf seine
Treue wenig zu geben ist. Er läßt sich die Sache berichten und sieht
seinen Mann darauf an. „Willst du schwören?“ fragt er. „Ja!“
ist die Antwort. Aber in diesem Ja und dem angstvollen Blicke
des Auges und den zusammengepreßten Lippen merkt er, es ist, wie er
gefürchtet, der Mensch will einen Meineid schwören „Bedenke, was
du thun willst!“ redet er ihm zu. „Der heilige Gott ist dir nahe!“
Doch jener bleibt dabei, er will schwören. Und je ernstlicher der Geist—
liche sein Gewissen faßt und ihm Gottes Wort vorhält, desto kälter
bleibt der Mann bei seiner Sache.
Den Geistlichen ergreift eine Bangigkeit. Er hat kein Wort mehr,
und der Mensch steht da, bereit den heiligen Gott zu lästern. Da faßt
es ihn, er weiß nicht, wie; er hebt seine Hände auf und betet über
dem Sünder ein inbrünstiges Vaterunser. — Der steht wie vom Donner
gerührt, leichenblaß, zitternd am ganzen Leibe; er will reden, und das
Wort erstirbt ihm in der Kehle. Auf einmal schreit er: „Nein, nein!
ich schwöre nicht!“ und der Geistliche spricht: „Herr Gott, ich danke
dir, daß du mich erhöret hast.“ Ahlfeld.
10 Bele und arbeite.
Bete und arbeitel — Betel heißt's zuerst. Das ist der Morgen—
segen und der Tagessegen und der Abendsegen. Wo das Gebet das
Tagewerk beginnt, fortsetzt und endet, da hilft Gott arbeiten. Es geht