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bitterlich an zu weinen. Die blauen Bäckchen werden welß;
die Thränen gefrieren darauf zu Eis. „Ach, wär' ich ge—
blieben im Thale dort!“ Das war Blauveilchens letztes
Wort; darauf sank es um und blieb stumm.
5. „Hast du im Thal ein sichres Haus,
Dann wolle nie zu hoch hinaus!“ Zorster.
152. Wie das Blümchen blüht.
Ward ein Blümchen mir geschenket;
Hab's gepflanzt und hab's getränket;
Vögel kommt und gebet acht!
Gelt, ich hab' es recht gemacht?
Sonne, laß mein Blümchen sprießen;
Wolke, komm, es zu begießen;
Richt empor dein Angesicht;
Liebes Blümchen, fürcht' dich nicht.
Und ich kann es kaum erwarten;
Täglich geh' ich in den Garten,
Täglich frag ich; Blümchen, sprich,
Bluͤmchen bist du bös auf mich?
Sonne, ließ mein Blümchen sprießen;
Wolke kam, es zu begießen;
Jedes hat sich brav bemüht,
Und mein liebes Blümchen blüht.
Wie's vor lauter Freude weinetl
Freut sich, daß die Sonne scheinet.
Schmeiterlinge, fliegt herbei,
Sagt ihm doch, wie schön es sei!
Hoffmann v. Fallersleben.
153. Die Blumen.
Wer hat die Blumen nur erdacht?
Wer hat sie so schön gemacht,
Gelb und rot und weiß und blau,
Daß ich meine Lust dran schau?
Wer hat im Garten und im Feld
Sie so auf einmal hingestellt?
Erst war's doch so hart und kahl,
Bluht nun alles auf einmal.