Full text: Lesebuch für die Unterklassen der Volksschulen des Regierungsbezirkes Oberfranken

E 23. Kindesdant. 
Auf seine Schnlter schwingt er sie 
Und freundlich spricht er: „Lieber Mann, 
Das ist für mich ja keine Müh'! 
Ich tu' es gern, geht nur voran!“ 
Die beiden miteinander ziehn 
Bis vor des Greises Hüttentür; 
Da legt der Knab' die Bürde hin, 
Der Alte spricht: „Hab Dank dafür! 
Und wenn du einst wirst schwach und alt, 
Gott wird dir helfen auch, mein Sohn!“ 
Der Knabe springt zurück zum Wald, — 
Im Herzen war sein schönster Lohn. 
N. Enslin 
23. Kindesdank. 
Ein achtzehnjähriger Knecht, dessen Eltern arme Tagelöhner— 
leute waren, diente bei einem Bauern. Eines Nachmittags saß 
er auf seinem Pfluge und ließ seine beiden Ochsen, die von der 
Arbeit müde geworden waren und sich niedergelegt hatten, ein 
wenig ausruhen. Da ging ein Bauer aus den benachbarten 
Dorfe vorbei und sagte: „Weißt du es schon, daß deinen Eltern 
in der vergangenen Nacht die Kuh gefallen ist?“ Der Knecht 
sprang erschrocken von seinem Pfluge auf und seine Augen standen 
voll Wasser. Aber er wußte auch sogleich, was er tun wollte 
Als er heimgekommen war und seinen Ochsen ihr Futter auf— 
gesteckt hatte, ging er zu seinem Herrn in die Stube und sagte: 
„Gebet mir eine von Euren Kühen. Geld habe ich nicht; aber 
ich will Euch ein ganzes Jahr dafür dienen.“ Der Bauer nahm 
den Vorschlag an und der wackere Sohn führte noch in derselben 
Nacht die Kuh in aller Stille in den Stall seiner Eltern, ohne 
ihnen etwas davon zu sagen. Aber seine Mutter, die am andern 
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