Full text: Für die mittleren Stufen mehrklassiger Schulen (Teil 1, [Schülerband])

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2. Er kommt am späten Abend, 
wenn alles schlafen will, 
hervor aus seinem Hause 
zum Himmel leis' und still. 
3. Dann weidet er die Schäfchen 
auf seiner blauen Flur; 
denn all die weißen Sterne 
sind seine Schäfchen nur. 
Sie thun sich nichts zu leide, 
hat eins das andre gern, 
und Schwestern sind und Brüder 
da droben Stern an Stern. 
Wenn ich gen Himmel schaue, 
so fällt mir immer ein: 
O, laßt uns auch so freundlich 
wie diese Schäfchen sein! 
Hoffmann von Fallersleben. 
14. Die Sternthaler. 
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter 
gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin 
zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar nichts mehr 
als die Kleider, die es auf dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot, das 
es in der Hand hielt, und das ihm ein mitleidiges Herz noch geschenkt, 
hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt 
verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. 
Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gieb mir doch etwas 
zu essen, ich bin so hungrig!‘“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot 
und sagte: „Gott segne dir's!“ und ging weiter. Da kam ein Kind, das 
jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe; schenk mir doch 
etwas, womit ich ihn bedecken kann!“ Da that es seine Mütze ab und gab 
sie ihm. Und als es noch ein bißchen gegangen war, kam wieder ein Kind 
und hatte kein Leibchen an und fror; da gab es ihm seins; und noch weiter, 
da bat eins um ein Röcklein; das gab es auch von sich hin/ Endlich kam 
es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden. Da kam noch eins 
und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: „Es ist dunkle 
Nacht, da kannst du wohl dein Hemd weggeben,“ und gab es auch noch 
hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die
	        
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