Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

2. Aber hinter einer Linde hielt ein Jäger und sein Hund, 
und der Jäger mit der Flinte schoß das arme Tierlein wund. 
3. Hirschlein kann nun nicht mehr springen; denn sein 
wundes Bein tut weh. Aber wenn die Vöglein singen, legt sich's 
weinend in den Rlee. de la Motte-Fouqué. 
129. Wie die Rehmutter für ihr Junges sorgte. 
Das Rehkälbchen wurde im Walde geboren. Im dichten Gebüsch 
war seine Kinderstube. Dort hatte ihm die Mutter ein weiches Lager 
aus Moos und trocknem Laube zurecht gemacht und tränkte es täglich 
mit Milch. 
Es sah allerliebst aus. Sein braunes Fell war mit weißen Flecken 
besetzt. Allein seine Beinchen waren anfänglich noch so schwach, daß es 
auf ihnen kaum stehen und ein paar kleine Schritte machen konnte. 
Das alte Reh ging immer gegen Abend vom Lager hinweg, um auf 
der Waldwiese für sich Futter zu suchen. Vorher drückte es sein Kindchen 
immer mit dem Munde auf das Lager nieder. Dort blieb das Kindchen 
folgsam still liegen, bis die Mutter wiederkam. So konnte es diese im 
großen Walde sicher wiederfinden. Nach ein paar Tagen wurden die 
Beine des Rehkälbchens etwas stärker, und es machte schon niedliche 
Sprünge. Es war aber lange noch nicht kräftig genug, um mit seiner 
Mutter schnell über Berg und Tal zu laufen und über Büsche und 
Gräben hinweg zu springen. 
Bald kamen auch Kinder in den Wald und suchten Beeren. Männer 
und Frauen sammelten Holz und naheten dem Lager. Da stampfte 
das alte Reh ein wenig mit dem Vorderfuße. Das Rehkälbchen verstand 
gleich, was die Mutter wünschte. Es verkroch sich unter die großen 
Farnkräuter und legte sich in das Laub nieder. Das alte Reh wurde 
von den Kindern und von den Holzsuchern gesehen, und die Büblein 
wollten es haschen. Jetzt lief es langsam ein Stückchen fort und blieb 
zu Zeiten sogar ein wenig stehen. Es verstellte sich, als sei es lahm 
und könne nicht schnell springen. Die Leute liefen ihm nach. So lockte 
das Reh diese von seinem Kälbchen im Lager hinweg, weiter und weiter. 
Endlich lief es schneller und schneller, und auf einmal verloren sie es 
im dichten Gebüsch aus den Augen. Nachher kehrte es auf einem Um— 
wege zum Rehkälbchen zurück. Dieses war der Mutter gehorsam und 
sag noch mäuschenstill auf demselben Platze. Dadurch ward es gerettet. 
Nach Wagner.
	        
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