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151. Die kleinen Sprüche merke sein, ein jeder ist ein
Edelsftein.
1. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die
Wahrheit spricht.
2. Ein frohes Herz, gesundes Blut ist besser als viel Geld und Gut.
3. Sei eine Gabe noch so klein, dankbar mußt du immer sein.
4. Deine eigne Hand dich nähren soll, so lebst du recht, und's
geht dir wohl.
5. Andächtig Gebet und fleißige Hand, die bringen dir Segen
in jeglichem Stand.
6. Hast du genug und Überfluß, denk auch an den, der darben muß.
7. Rede wenig, aber wahr, vieles Reden bringt Gefahr.
8. Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut.
9. Vorgetan und nachgedacht hat manchen in groß Leid gebracht.
10. Fang deine Arbeit munter an, dann ist sie auch schon halb
getan. —
11. Du hast zwei Ohren und einen Mund, — willst du's beklagen?
Gar vieles sollst du hören und wenig drauf sagen.
Du hast zwei Augen und einen Mund, mach dir's zu eigen! Gar
manches sollst du sehn und manches verschweigen.
Du hast zwei Hände und einen Mund, lern es ermessen! Zweie
sind da zur Arbeit und einer zum Essen. Rückert.
152. Das Lied vom fleißigen Mädchen.
Ich bin ein feines Mädchen, kann drehen das Rädchen, kann stricken
die Maschen und flicken die Taschen, kann waschen und putzen, kann
fädeln und stutzen, kann laufen und springen und tanzen und fingen,
kann braten und kochen das Fleisch und die Knochen. Güll.
153. Was nicht dein ist, das laß liegen.
Der braune Seppi war ein Tunichtgut. Die Mutter konnte nichts
vor ihm sicher stellen. Er benaschte den Braten in der Küche und das
Obst im Keller. Ja, er vergriff sich sogar an fremdem Eigentume.
Wohl hatte er in der Schule den Spruch gelernt: »Was nicht dein ist,
das laß liegen; « aber er tat nicht danach.
Sein Nachbar war ein Schmied. Oft lagen nun vor der Schmiede
Hämmer, Nägel, Zangen und andere Handwerksgeräte, die soeben ge—
braucht worden waren. Immer aber, wenn sie der Schmied wieder