Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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das Wort des königlichen Bauherrn bei der Grundsteinlegung: 
„Möchten in dieser sturmbewegten Zeit fest, wie dieses Baues 
Steine vereinigt sein werden, alle Teutschen zusammenhalten.“ 
Und bei der Vollendung, zwölf Jahre später (1842), hieß es 
wiederum: „Möchte Walhalla förderlich sein der Erstarkung und 
Vermehrung deutschen Sinnes. Möchten alle Deutschen, welchen 
Stammes sie auch seien, immer fühlen, daß sie ein gemeinsames 
Vaterland haben, ein Vaterland, auf das sie stolz sein können; und 
jeder trage bei, so viel er vermag, zu dessen Verherrlichung.“ Wenig 
bekannt ist auch, daß der König die Walhalla dem deutschen Bund 
oder seinem Rechtsnachfolger vermacht hat; nur beim Aufhören 
des Bundes sollte sie an Bayern zurückfallen. 
Die Erinnerung an den heiligen Krieg gegen Frankreich ist 
in Ludwig immer lebendig gewesen und „allen teutschen Befreiungs⸗ 
kämpfern“ widmete er die Befreiungshalle bei Kelheim. Heute 
noch liest der Besucher auf dem Boden den königlichen Mahnruf: 
„Möchten die Teutschen nie vergessen, was den Befreiungskampf 
notwendig machte, und wodurch sie gesiegt.“ Wir schätzen uns heute 
glücklich die Walhalla und Befreiungshalle in Bayern als heiliges 
Vermächtnis zu hüten; aber der Wandrer in deutschen Gauen 
begegnet überall, auch außerhalb der blau⸗weißen Grenzpfähle 
deutschen Nationaldenkmalen, mit denen Ludwigs Name verknüpft 
ist: dem Grabmal Johannes Müllers in Kassel, den Monumenten 
Herders und Wielands, Schillers und Goethes in Weimar, 
Radetzkys in Wien, Mozarts in Salzburg, Palms in Braunau, 
Körners in Ludwigslust, Dalbergs in Mannheim und anderen, 
die der König ganz aus eigenen Mitteln errichtete, oder durch 
Gewährung von Erz oder bedeutenden Summen förderte. „Des 
Kölner Domes Vollendung ist Ehrensache Teutschlands, nur 
teutsche Beharrlichkeit kann sie bewirken,“ schreibt er 1850. Vier 
Jahre später, als ihm zu Ehren die größte katholische Kathedrale 
Deutschlands beleuchtet wurde, gab er seiner Freude Ausdruck durch 
den schlichten Satz im Fremdenbuche: „Einzig wie dieser Dom ist 
Kölns Dankbarkeit.“ Und doch hat er alle Opfer, die er für den 
Bau bis dahin gebracht, noch überboten, indem er seit 1863 dafür 
einen Jahresbeitrag von 20000 Gulden entrichtete. Schon 1830 
sprach er dem Freiherrn Hans von Aufseß den Wunsch aus, in Bayern 
ein vaterländisches Museum nach dem Muster des böhmischen in 
Prag gegründet zu sehen, und zwar in der Weise, daß „Besitzer von
	        
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