Full text: [Teil 4 = 4. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 4 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

andern grinsen dich weit aufgesperrte Wolfsrachen an, oder neigen sich 
drohend die Hörner des Auerochsen nach dir hin. An der linken Seite 
jedes Mannes lehnt der Schild, er ist manneshoch und aus Weidenruten 
geflochten; an der rechten Seite steckt der Spieß im Fußboden. 
Was die Männer treiben, kann man aus den Würfeln sehen, welche 
bald aus der einen, bald aus der andern Faust über den steinernen Tisch 
dahinrollen. Sie spielen, aber nicht um Geld, sondern um ihre Pferde 
und Rinder, und wenn diese verloren sind, um ihre Knechte und Mägde; 
sind diese hin, um ihre Kinder und ihr Weib, und zuletzt setzen sie selbst 
ihre eigene Freiheit auf einen Wurf ihrer Hand. Ein Knecht, von den 
übrigen leicht durch die kurz abgeschniktenen Haare zu unterscheiden, hat 
vollauf zu thun, um die Trinkhörner zu füllen. Das Spiel ist zu Ende; 
aber die Männer bleiben sitzen, um zu essen. Eine der Mägde trägt eine 
große thönerne Schüssel mit Hafermus auf. Das Hauptgericht bilden 
aber die Keulen eines ungeheuren Bären. Gestern erst haben ihn die 
Männer erlegt, nachdem sie über Berg und Thal seiner Fährte stundenlang 
nachgezogen waren. Durch Knechte ist der leckere Braten zubereitet worden; 
an großen Holzspießen haben sie am hellen Feuer die großen Stücke hin 
und her gewendet, das herunter träufelnde Fett mit Birkenschale aufge— 
fangen und mit demselben das Fleisch wiederholt begossen. Als Teller 
dienen kleine Bretter, als Messer Feuersteine, welche zugespitzt und geschärst 
in einem Stück Hirschgeweih stecken, als Gabeln die Finger. Weil aber zu 
einem guten Bissen auch ein guter Trunk gehört, so machen die Wiesent— 
hörner fleißig die Runde. Sie sind mit Met gefüllt, einem aus Honig 
und Wasser bereiteten Getränk. 
Die Mahlzeit ist beendet. Die Männer wissen jetzt nichts Besseres 
anzufangen, als sich in die Wolfs- und Bärenfelle zu wickeln und in der 
Ecke des Hauses die ganze Nacht und den halben Tag zu verschlafen. 
Nach ihrer Meinung ist Arbeit des freien Mannes nicht würdig und nur 
eine Sache der leibeignen Knechte. Da tritt plötzlich ein Mann herein, 
in einer Hand einen Stab, in der andern einen Pfeil. Es ist ein Bote. 
Der Herzog schickt ihn und fordert die Männer auf, mit ihm in den 
Krieg zu ziehen. Ein wilder Jubelruf unterbricht seine Rede; man eilt 
zu den Waffen, die nebst verschiedenen Siegeszeichen an den Wänden 
hängen, und hinaus geht's durch den düstern Wald hindurch nach dem 
heiligen Eichenhaine, wo sich die Helden versammeln. 
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