Full text: [Teil 3 = (3. und 4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (3. und 4. Schuljahr), [Schülerband])

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ziehen! Kannst du den Duft von Blumen und Vüschen bemerken? Warum 
weinst du, alter Weidenbaum?“ 
Und der Weidenbaum erzählte vom Stolze des Buchweizens, von 
seinem Übermute und der Strafe, die immer darauf folgt. Ich, der die 
Geschichte erzählte, habe sie von den Sperlingen gehört. — Sie erzählten 
sie mir eines Abends, als ich sie um ein Märchen bat. 
7 Der Igel. 
Friedrich von Tschudi. Das Tierleben der Alpenwelt. 10. Aufl. Leipzig, 1875. S. 122. 
Gekürzt.) 
Ein sonderbares Tier ist der allbekannte Igel, dessen Kleid zahlreiche 
hornartige Stacheln trägt, die er aufsträuben kann. In der Dämmerung 
kommt er aus seinen Verstecken im Gebüsch und unter den Baumwurzeln 
vorsichtig heraus und watschelt grunzend in den Hecken, Büschen und Laub— 
wäldern nach Würmern, kleinen Vögeln und Giern, Eidechsen, Fröschen, 
Schlangen, Beeren, Käfern, Spinnen, fleischigen Wurzeln. Mäuse hascht er 
trotz seiner Langsamkeit in großer Menge listig weg, und in der Gefangen— 
schaft überfüllt und frißt er sogar Tauben. Den Maulwürfen paßt er auf 
und packt sie, wenn sie stoßen; junge Ratten sollen ihm ein besonderer 
Leckerbissen sein. Kann er den Trauben und Birnen nahe kommen, so thut 
er es mit besonderem Vergnügen. 
Die Igel werden leicht zahm und machen mit ihrem hurtigen, komischen 
Davonrennen und ihrem furchtsamen, aber klugen Wesen viel Spaß. Die 
Hunde fallen wütend über sie her, fahren aber mit wunder, blutender Nase 
heulend zurück. Den Winter verschläft der Igel dachsartig in seinem mit 
scharfen Krallen tiefer gegrabenen Loche und sieht dann einer Stachelkugel 
gleich. Früh schlummert er ein und holt unregelmäßig Atem, oft eine 
ganze Viertelstunde lang keinen Zug, dann 30—35 Züge nacheinander. 
Merkwürdig ist seine Giftfestigkeit. Wie ein kluger Jäger naht er 
leise und vorsichtig der giftigen Otter. Nahe gekommen, schnüffelt der Igel 
an dem schönen Wurm herum, will ihn vorerst nicht töten und kneipt ihn 
nur mit den Zähnen, um ihn zu reizen. Zischend fährt die Schlange auf 
ihn los und beißt ihn wütend, wo sie ihn nur fassen kann. Der Igel aber 
läßt sich nicht irre machen, duckt ein wenig den Kopf, läßt die Bisse in die 
Stacheln gehen und kneipt beharrlich wieder fort. Die Viper denkt noch 
nicht ans Flüchten, wird ganz toll und erschöpft sich mit Beißen und Zischen. 
Nun hebt der Angreifer den Kopf ein wenig höher, packt mit sicherem 
Griff den Kopf der Schlange, zermalmt ihn samt Zähnen und Giftapparat 
schluckt ihn herunter und schlingt dann langsam auch den Leib herein. Hat
	        
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