9
ziehen! Kannst du den Duft von Blumen und Vüschen bemerken? Warum
weinst du, alter Weidenbaum?“
Und der Weidenbaum erzählte vom Stolze des Buchweizens, von
seinem Übermute und der Strafe, die immer darauf folgt. Ich, der die
Geschichte erzählte, habe sie von den Sperlingen gehört. — Sie erzählten
sie mir eines Abends, als ich sie um ein Märchen bat.
7 Der Igel.
Friedrich von Tschudi. Das Tierleben der Alpenwelt. 10. Aufl. Leipzig, 1875. S. 122.
Gekürzt.)
Ein sonderbares Tier ist der allbekannte Igel, dessen Kleid zahlreiche
hornartige Stacheln trägt, die er aufsträuben kann. In der Dämmerung
kommt er aus seinen Verstecken im Gebüsch und unter den Baumwurzeln
vorsichtig heraus und watschelt grunzend in den Hecken, Büschen und Laub—
wäldern nach Würmern, kleinen Vögeln und Giern, Eidechsen, Fröschen,
Schlangen, Beeren, Käfern, Spinnen, fleischigen Wurzeln. Mäuse hascht er
trotz seiner Langsamkeit in großer Menge listig weg, und in der Gefangen—
schaft überfüllt und frißt er sogar Tauben. Den Maulwürfen paßt er auf
und packt sie, wenn sie stoßen; junge Ratten sollen ihm ein besonderer
Leckerbissen sein. Kann er den Trauben und Birnen nahe kommen, so thut
er es mit besonderem Vergnügen.
Die Igel werden leicht zahm und machen mit ihrem hurtigen, komischen
Davonrennen und ihrem furchtsamen, aber klugen Wesen viel Spaß. Die
Hunde fallen wütend über sie her, fahren aber mit wunder, blutender Nase
heulend zurück. Den Winter verschläft der Igel dachsartig in seinem mit
scharfen Krallen tiefer gegrabenen Loche und sieht dann einer Stachelkugel
gleich. Früh schlummert er ein und holt unregelmäßig Atem, oft eine
ganze Viertelstunde lang keinen Zug, dann 30—35 Züge nacheinander.
Merkwürdig ist seine Giftfestigkeit. Wie ein kluger Jäger naht er
leise und vorsichtig der giftigen Otter. Nahe gekommen, schnüffelt der Igel
an dem schönen Wurm herum, will ihn vorerst nicht töten und kneipt ihn
nur mit den Zähnen, um ihn zu reizen. Zischend fährt die Schlange auf
ihn los und beißt ihn wütend, wo sie ihn nur fassen kann. Der Igel aber
läßt sich nicht irre machen, duckt ein wenig den Kopf, läßt die Bisse in die
Stacheln gehen und kneipt beharrlich wieder fort. Die Viper denkt noch
nicht ans Flüchten, wird ganz toll und erschöpft sich mit Beißen und Zischen.
Nun hebt der Angreifer den Kopf ein wenig höher, packt mit sicherem
Griff den Kopf der Schlange, zermalmt ihn samt Zähnen und Giftapparat
schluckt ihn herunter und schlingt dann langsam auch den Leib herein. Hat