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beiwobnten. Diese Versammlung selbst wurde im königlichen Palast
gehalten. Auber diesem mubte es daselbst auch eine genügende
Zahl anderer Mohnbauser geben, um jene Herren mit ihrem Ge—
folge wahrend mehbrerer Monate beherbergen zu Lönnen. Auch
eine Kapelle, wenn nicht gar eine Kirche mub 794 bereits im könig-
lichen Palast oder auch auberhalb desselben vorbanden gewesen sein.
Wo aber dieser Palast sstand, ist nicht bekannt; wabrscheinlich hat
er am rechten Mainufer gestanden.
Karls des Groben Sohn, Ludwig der Fromme, verweilte noch
haufiger als der Vater in Frankfurt. Er ließ sich um das Jahr 828
einen neuen Palast erbauen. Dieser Königspalast, welcher wabr—
scheinlich an der Statte des jetzigen Saalbofes gelegen war, blieb
nachher bis zum 14. Jahrhundert die Wobhnstätte der deutschen
Kaiser in Frankfurt. In den Jahren 822 und 823 hielt Ludwig
der Fromme in FPrankfurt zwei grobe Reichsversammlungen. Am
13. Juni 823 wurde dem RKaiser im neuen Prankfurter Palast ein
Sohn, Karl der Kable, geboren.
Im Jahre 832 erschien ebendaselbst vor RKaiser Ludwig,
welcher mit seinen empörten Söhnen hatte Krieg führen müssen,
der eine derselben, Lothar, um sich mit dem Vater auszusöhnen.
Gegen das Ende des Jahres 838 sah sich der Kaiser von seinem
Sohne Ludwig dem Deutschen so sebr bedrängt, dab er seine
damalige Absicht, in Frankfurt zu überwintern, aufgeben mubte.
Der Sohn hatte mit einem aus drei Völkern aufgebotenen starken
Heere Frankfurt besetzt und suchte, als der Vater von Mesten
her dahin reiste, lhmn sogar den Übergang über den Rhein zu ver—
wehren. Anfangs gelang ihm dies; allein im Jahre 839 erzwang
der Vater den Übergang, und zu gleicher Zeit sah der Sohn sich
von seinen Truppen verlassen, so dab er aus Prankfurt nach
Bayern zurückkehren mubte. Im folgenden Jahre kam derselbe
Sohn, den Vater bekriegend, wieder nach Frankfurt, wurde da
aber aufs neue zurückgedrängt. Die Stadt var demnach schon
damals grob genug, um zur Herbstzeit ein ganzes Heer längere
Zeit bindurch beberbergen zu können.
151. Riese Einheer.
Brüder Grimm. Deutsche Sagen. 1. Band. 2. Aufl. Berlin, 1865. S. 22.
Zur Zeit Karls des Großen lebte ein Riese, der hieß Einheer. Er
war ein Schwabe, watete durch alle Wasser, brauchte keine Brücke, zog sein
Pferd beim Schwanze nach sich und sagte dabei: „Nun, Gesell, du mußt