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191. Gott sieht alles.
Thu nichts Böses, thu es nicht!
Weißt du, Gottes Angesicht
schaut vom Himmel auf die Seinen,
auf die Großen, auf die Kleinen,
und die Nacht ist vor ihm Licht.
Sind auch Vater, Mutter weit,
er ist bei dir allezeit;
daß du ja kein Unrecht übest
und sein Vaterherz betrübest!
Ach, das wär dir künftig leid! Wilh. Heh.
192. Wir sollen den Namen Gottes in allen Nöten
anrufen, beten, loben und danken.
Ein zartes Mädcehen von fünf Jahren war mit ihrem rechten Fulse
in ein tiefes Fahrgeleise getreten; sie war gefallen und hatte den Fuls
üher dem Knöchel gebrochen. „Das ist ein sehr schlimmer Bruch,“
sagte der herbeigeholte Vundarzt; „da kann man rufen wie im
Altargebete: Unsre Hilfé steht in dem Namen des Herrn, der Himmel
und Erde gemacht hat!“ — Nachdem nun bei heftigen Schmerzen
das Füsschen eingerichtet war, erklärte der Wundarzt, er habe
den Verband angelegt und Schienen angebracht. Jetzt müsse das
Bein vier Wochen in diesem Verbande liegen bleiben; er werde
inzwischen wiederkommen und nachsehen. Mit den Worten: „Nun
Gott befohlen!“ nahm er Abschied. — Da wurden die Tage und die
Stunden gezählt. Endlich, als die Zeit verstrichen war, nahm der
Wundarzt ganz still die Schienen und Binden weg. An seinen hellen
Augen und der heitern Stirne konnten Vater, Mutter und Kind eine
beglückende Antwort lesen, noch ehe sie fragten. Der demütige
Mann aber rief aus: „Gelobt sei Gott!“ ri de c
Bei Gott ist kein Ding unmöglich.
193. Die schützende Hand Gottes.
1. Zwei kleine Mädchen von elf und zwölf Jahren wollten in einem
benachbarten Dorfe des Schwarzwaldes an einem Wintertage ihre Ver—
wandte und Pate besuchen. Den Spinnrocken in der Hand gehen sie
aus ihrem Dörflein nach dem Walde und Gebirge hinaus und achten
die Schneeflocken nicht sonderlich, die freilich immer dichter und dichter
auf sie herabfallen; denn sie sind ja bald halben Weges, und jenseit