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Das Paderbornsche hat wenig Ebene, dafür desto mehr Höhenzüge, welche 
ehemals mit Wald bedeckt waren und noch jetzt ziemlich rauh sind. Der Teuto¬ 
burger Wald in seinen südlichen Theilen zieht sich hindurch. Aber auch außer 
diesem Gebirgszuge sind die weiten Getreidefelder in allen Richtungen durch, 
kreuzt von Waldstrecken, breiten Angern, kahlen Höhen und Thalgründen mit 
hellen Bächen. Statt der einzelnliegeuden Bauernhöfe des Münsterlandes giebt 
eö hier nur dicht zusammen gebaute Dörfer, deren Dächer aus Obstbäumen 
und Linden hervorsehen. Die Bauerngüter sind durchgängig kleiner, als im 
übrigen Westphalen, auch die Pferde und das Rindvieh kümmerlicher. Der 
Boden ist dagegen im Allgemeinen fruchtbar; der größte Theil des Getreides 
wird ausgeführt. — Eine eigene Neigung hat der Paderborner: Jeder möchte 
gern möglichst bald ein Stückchen von Gottes Erdboden sein Eigenthum nen¬ 
nen. So ist es denn gekommen, daß das Land immer mehr von armen Leuten 
übervölkert wird. Die Zahl der kleinen Leute ist überwiegend, besonders in 
den ärmeren Dörfern auf den Bergen. Die Häuser sind da voll Rauch und 
Schmutz, die Löcher in den Dächern und oft auch in den Wänden mit dem 
ersten Besten, was zur Hand war, zugestopft. Bei der größten Noth aber bleibt 
das Volk zum Singen und Spaßen aufgelegt. Leider herrscht auc-/ sehr die 
Lust zum Trinken. 
Südlich von den beiden andern Regierungsbezirken liegt der Regierungs¬ 
bezirk Arnsberg. Er enthält das eigentliche Herzogthum Westphalen (ge¬ 
wöhnlich das Sauerland genannt) und die Grafschaft Mark. Das Saner- 
land ist ein echtes Gebirgsland und sein Volk ein rechtes Handelsvolk. Alle 
Schönheiten eines Hochlandes finden sich hier, Gletscher und See'n ausgenom¬ 
men. Den Wanderer erfreuen liebliche Flußthäler, dunkle Waldgründe, finstere 
Felsenpartien, Wasserfälle, Höhlen und weite Felsgrotten, hohe Bergwälder und 
einsame Bergkuppen, welche nur von Wolken und Habichten umstreift werden. 
Eine alte Reimchronik sagt recht hübsch: 
„Man sieht hier lauter Berg und Thal; 
die Bäume steh'n hier ohne Zahl; 
das schönste Wasser quillt Herfür; 
die Meisten haben's vor der Thür. 
Und wenn es kommt in die Maienzeit, 
sieht man hieran seine Lust und Freud'; 
die Bäume, die blühen; die Vögel singen, 
daß es thut in Berg und Thal erklingen. 
Es giebt hier Vögel mancherlei; 
Feldhühner sind auch wohl dabei; 
Hirsche, Rehe und wilde Schwein' 
sind mehr, als uns beliebig sein." 
Das Hochwild ist freilich jetzt selten geworden; doch findet der Jager immer 
noch ein herrliches Jagdgebiet. Hasen, Reb-, Birk- und Haselhühner und al¬ 
lerlei Arten von Habichten und Eulen sind in Menge vorhanden; auch die 
Auerhähne fehlen nicht. — Die Dörfer und Städte im Sauerland sind meist 
schmuck und reinlich gebaut, am ärmsten in den gebirgigen Theilen. Hier ge¬ 
winnt den oft ganz unfruchtbaren Strecken nur der fleißigste Anbau etwas Korn 
ab. Die Einwohner leben daher vielfach vom Bergbau, oder ziehen als Hau-
	        
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