„Krah! Krah!“ schrie es plötzlich. Guschen fuhr vom Fenster
zurück. Da flog gerade über die Dächer eine blanke, schwarze Krähe
weg, und dann kam sie zurück und setzte sich auf eine rote Dachpfanne.
„Du, sie guckt uns so merkwürdig an,“ sagte Guschen und kniff
mich in den Arm. Die Krähe hatte eigentlich ein lächerliches Gesicht;
ganz frech saß sie da und starrte in unser Fenster. Mit einem Mal
schrie Guschen: „Die Katze! Guck, die Katze!“
In der Dachrinne vor uns, ganz dicht, saß eine große, gelbe Katze
mit schwarzem Schwanz und weißen Pfoten. Sie hatte sich ganz
zusammengeduckt, sie rührte sich nicht; nur der Schnurrbart zitterte
und der dicke, schwarze Schwanz.
„Die lauert,“ sagte Guschen.
Jetzt fingen eine Menge Sperlinge an zu piepen, zu flattern, mit
den Fluügeln zu schlagen. Sie flogen um die Katze, pickten von oben
nach ihr, schrien und schalten. Und die Krähe schrie mit: „Krah!
krah! krah! krah!“
Da nahm die Katze einen Sprung und verschwand in einem
Bodenfenster.
„Etsch! etsch!“ rief Guschen. Ich freute mich auch, daß sie keinen
Vogel bekommen hatte. Die ganze Luft war voll Spatzen.
Die Sonne kam noch durch. Hinter den Dächern sahen wir die
Masten der Schiffe im Hafen. Eine kleine Wetterfahne glänzte wie
von Silber. Wir hörten die Dampfer heulen, und dann wachte der
Wind auf und krachte im Schornstein. „Bei euch kann man bange
werden; aber schön ist es doch,“ sagte Guschen, als sie wegging.
Ilse Frapan.
118. Hhans im Glüͤck.
Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herxrn gedient, da sprach er
zu ihm: „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder
heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn!“ Der Herr
antwortete: „Du hast mir treu und ehrlich gedient; wie der Dienst
war, so soll der Lohn sein,“ und gab ihm ein Stück Gold, das so
groß als Hansens Kopf war. Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche,
wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte
sich auf den Weg nach Hause.
Wie er so dahinging und immer ein Bein vor das andere setzte
kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem
muntern Pferde vorbeitrabte. „Ach,“ sprach Hans ganz laut, „was
ist das Reiten ein schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem