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Wachtposten gestellt und konnte daher für seinen brennenden Durst nur
mühsam eine Flasche Bier erhalten.
Als er diese eben an den durstigen Mund setzt, um sich zu laben,
ertönt nicht weit von ihm der bittende Ruf eines Schweden, der, beider
Beine beraubt, sehnsüchtig um einen Trunk bat. Von Mitleiden über—
wältigt, biegt sich unser F. über den Flehenden hin und reicht ihm, seine
eigne Qual vergessend, die volle Flasche.
Aer in demselben Augenblicke feuert der heimtückische Schwede, um
zum letztenmale seinen Volkshaß gegen die Dänen zu befriedigen, ein
Pistol auf den milden Geber ab; doch Gott der Herr ist dessen Schild,
der Schuß geht fehl. Ruhig ergriff F. die Flasche, trank sie halb aus
und reichte sie dann dem waffenlos Sterbenden mit den Worten: „Nun
exhältst du nur die Hälfte.“
90. Mahnung.
Keinem Würmchen thu ein Leid; daß es ißt nach seinem Sinn;
sieh, in seinem schlichten Kleid zeigt den Tropfen Tau ihm aͤn,
hat's doch Gott im Himmel gern, daß es satt sich trinken kann;
sieht so freundlich dräuf von fern; gibt ihm Lust und Freudigkeit
führt es zu dem Grashalm hin, Liebes Kind, thu ihm kein v
NXHV.
91. Sonnenküfer.
Man nennt diese niedlichen Käferchen, insbesondere den bekanntesten
unter ihnen, den Siebenpunkt, auch Marienkäfer, Muhkühchen, Herrgotts—
kälbchen u. s. w. Sie thun nirgends Schaden, stiften dagegen viel Nutzen,
indem ihre sehr beweglichen Larven auf allerhand Pflanzen herumklettern
und einzig von Blattläusen leben. Die Käfer nähren sich von derselben
Speise, nehmen aber weit weniger zu sich. Man sieht letztere, deren es
sehr viele Arten gibt, fast allenthalben herumkriechen, zuweilen auch
fliegen, und findet sie selbst mitten im Winter in Häusern, wo sie entweder
in der warmen Stube herumlaufen oder bei warmen Tagen und Sonnen—
schein auch an die Fenster kalter Teile des Hauses kriechen. Mit be—
ginnendem Frühjahr sind sie allenthalben, erstarren bei eintretender Kälte
und laufen kurz darauf beim Sonnenschein wieder neben dem Schnee
herum. Um einzelne Pflanzen oder Gewächshäuser von Blattläusen zu
befreien, kann man nichts Besseres thun, als die Larven oder, wenn man
diese nicht findet, die Käferchen selbst hineinzusetzen. Greift man letztere
an, so ziehen sie gewöhnlich Beine und Fühlhörner an sich und stellen
sich tot; zugleich lassen sie aus jedem Kniegelenk einen gelben, eigentümlich
riechenden Tropfen treten. H. O. Lenz