59
und wehrte sich tapfer. Als aber die andern Hunde ihm
zu stark wurden und er die Wurst nicht mehr vertheidigen
konnte, da war er auch der erste, der zugriff und fraß.
109. Der Hirtenhund
Ein alter Hirtenhund, der seines Herrn Vieh treulich
bewachte, geht abends heim. Da klaffen ihn die Polster—
huͤndläin auf der Gasse an. Er trabt vor sich hin und
sieht sich nicht um. Als er vor die Fleischbank kommt,
ftagt ihn ein Fleischerhund, wie er das Gebell leiden
konne, und warum er nicht einen beim Kamm nehme
„Nein,“ sagt der Hirtenhund, „es zwackt und beißt mich
keiner, und ich muß meine Zähne für die Wölfe haben.⸗
110. Der Esel.
Zu den berühmten Cseln gehört auch der Esel eines
englishen Hauptmanns. Sein Herr war von Gibraltar
weit weg auf eine Insel gezogen, und sein Esel sollte ihm
zu Schiffe nachgeschickt werden. Aber das Schiff stieß auf
eine Sandbank und ging entzwei, und weil der Esel sehr
dick war und daher gut schwimmen konnte, so warfen ihn
die Schiffsleute ins Meer, damit er sein Glück mit Schwim—
men versuchen möchte.
Und siehe, nach einigen Tagen, als man die Thore
in Gibraltar aufthat, kam unser Esel herein und stellte
sich vor den Stall des Meisters Week hin; bei dem war
er zuvor einige Zeit in Kost gewesen, und es war ihm da
gut gegangen, deswegen hatte er ihn wieder aufgesucht.
Der kluge Langohr hatte denn da in wenigen Tagen einen
Weg gemacht, der ihm vorher ganz unbekannt war, mehr
als 50 Stunden lang über Berg und Thal und manchen
Gebirgsstrom. Und den langen Weg hatte er noch dazu
in einem Lande gemacht, wo nicht einmal einer sein ehr—
liches deutsches Ja verstanden hatte, und wo er also keinen
Menschen um den Weg hatte fragen können.