Die Ilse.
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große Wasserflut herbei, die den Berg in zwei Stücke zerriß. Das Schloß
wurde vernichtet, und der König ertrank in den Fluten. Die Prinzessin Ilse
jedoch blieb am Leben und wohnt seitdem im Jlsestein. Wer sie überrascht,
wenn sie im Jlseflusse badet, wird in eine zottige Tanne verwandelt; wer
aber die rechten Blumen zu einem Strauße bindet und ihn am 1. Mai um
Mitternacht zum Jlsestein trägt, erlöst die Prinzessin und wird reich belohnt.
— Jlsenburg (5000 E.) ist am Fuße einer alten Burg der sächsischen Kaiser
entstanden, die jetzt dem Fürsten von Stolberg-Wernigerode gehört. Es hat
bedeutende Hüttenwerke und Holzschleifereien; zahlreiche Gasthöfe geben den
im Sommer herbeiströmenden Gästen Unterkunft. Ö. der Jlsefälle liegt das
vielbesuchte Forsthaus Plesseuburg (529 m), von wo aus man s. zu den
Wolfsklippen (723 m) hinansteigt, der Wasserscheide zwischen Ilse und
Holtemme (also auch zwischen Weser und Elbe), einem Punkte, der einen
prächtigen Blick auf den Brocken,, den Renneckenberg, die Zeterklippen und
die Hohneklippen gewährt. —
Von den Hirschhörnern her durchfließt die Ecker, zwischen Jlsenburg und
Harzburg den Fuß der Rabenklippen bespülend, inmitten ernster Fichten¬
waldungen ihr einsames, fast unbesiedeltes Tal, um n. von Vienenburg der
Oker zuzuströmen.
3. Nicht so lang und malerisch wie die Täler der Ilse und Ecker,
aber als mineralische Fundstätte berühmt ist dasjenige der Radau, die auf
dem Brockenfelde nahe dem Torfhanse entspringt. Eine halbe Stunde ober¬
halb Harzburgs ist sie nach Aufnahme des Tiefenbaches bei den n. Gabbro-
steinbrüchen auf einen Felsvorsprung geleitet, von dem sie in dem 25 in
hohen Radaufalle herabstürzt. Nachdem sie Harzburg verlassen hat, fließt sie
in n. Richtung unterhalb Vienenburgs in die Oker. Etwa auf der Mitte
ihres Laufes breitet sich am West- und Nordfuße des Burgbcrges (des großen
B. 482 na, des kleinen 436 m) die Stadt Bad Harzburg (4800 E.) nebst
den nw. Nachbardörfern Bündheim (3000 E.) und Schlewecke (1250 E.)
aus. (Abb. 23.) Auf drei Seiten von Bergen umhegt, ist Harzburg gegen
rauhe Winde geschützt und durch drei einmündende Täler wiederum der Luft
zugänglich. Die Höhen ringsum sind mit Buchen- und Fichtenwäldern bedeckt,
die von schattigen Fußwegen — im ganzen über 100 km — durchquert
werden und zu zahlreichen herrlichen Aussichtspunkten führen, so daß die
Gegend von Harzburg zu den schönsten Norddeutschlands gehört. Bis zu
den Höhen hinauf ist das Nadautal mit vornehmen Landhäusern und Gast¬
höfen besetzt. Neben etwa 25 000 Durchgangsreisenden flnden sich hier im
Sommer etwa 17 000 Fremde ein, die sich in der reinen, sauerstoffreichen
Luft und in der abwechselungsreichen Umgebung erholen oder in dem Sol¬
bads Juliushall mit seiner Krodotrinkquelle von Magen-, Darm- und son¬
stigen Leiden befreien wollen. Die Hauptsammelpunkte der Badegäste sind
das Badehaus Juliushall, das Kurhaus und der mit Schutzhallen versehene
Vergnügungsplatz „Unter den Eichen". Juliushall erinnert durch seinen Namen
sowie durch eineu am Parkeingang errichteten Gedenkstein an den braun-