sellschaft, sagt Treitschke, bei dem alle, die sich im Beruf hervorgetan,
bis zum untersten Steuererheber bei Hos zu Gaste geladen sind. Und
dann 1813! „Des Volkes Aufschwung in heroischer Zeit, der ging
von: großen Berlin aus," erkennt selbst Platen an, der über die „ber¬
linische Kunst, kritisierende bloß", und über die „feile Scholastik" des
Berlinertums genugsam erbittert war. Weiterhin Mißstimmung, daß
die Volksopfer der Kämpfe keinen reicheren Gewinn für Deutschland,
erzielt hotten, daß die Polizei vielerlei verbot und alles erschwerte,
dann die aus der schweren Franzosenzeit Hinterbliebene wirtschaftliche
Not, daß sich mehrere Familien mit einer Stube behalfen, ihre Reiche
durch Kreidestriche trennend. Damals wurde der kirchliche Sinn reger,
und reich bewährte sich die private Wohltätigkeit. Mitten inne eine
nüchterne, sparsame Hofhaltung des alternden Königs. Die Baukunst
wird durch Schinkel beherrscht, wie gut hundert Jahre zuvor durch
Schlüter, und erhält neben der Einfachheit und Ruhe, wie sie bereits
galten, noch feinstes Formgefühl und bewußte Klarheit für ihre Auf¬
gaben an dieser Stätte. Faßte Schinkel sein Amt doch auf als Beruf,
alle menschlichen Verhältnisse zu veredeln. So hat er mit erstaunlicher
Sicherheit die Nikolaikirche in das Stadtbild von Potsdam hinein¬
gedichtet, daß die beherrschende Silhouette ihrer hoheitvollen Kuppel,
die Persius erst später ausführte, den fesselnden Mittelpunkt bildet
im reizenden Beieinander von Waldhöhen ringsum, Wasserflächen und
Häusern im Grün der Niederung. Ebenso schuf er mit glücklichem Griff
das Berliner Schauspielhaus mitten hinein in die Kirchen des Gen¬
darmenmarktes und gab durch das Museum dem Lustgarten ein feines
Raumverhältnis, das sogar durch den schroff hinzugepackten neuen Dom¬
bau der jüngsten Kaiserzeit nicht völlig hat gestört werden können.
Die gedrungene Kraft der Neuen Wache stellte er glücklich zwischen
das flutende Licht des Opernplatzes und die tiefen Schatten des Ka¬
stanienwäldchens und verband das Zeughaus durch die vornehme Schlo߬
brücke mit dem Lustgarten. Nüchterner sind die sparsam gebauten Kirchen
der Zeit, selbst der Werdersche Dom, auch die Gotteshäuser auf dem
Gesundbrunnen und dem Wedding oder in Moabit, wie die Berliner
witzelnd die alte torro muuäite umtauften, wo Friedrich Wilhelm I.
vergeblich hatte Maulbeerbäume pflanzen lassen, und wohin trotz Sumpf
und Sand nun doch die Stadt hinauswuchs. Auch Schloß Babelsberg
ist von Schinkel erdacht. Im Wetteifer mit König Ludwig von Bayern
wollte Friedrich Wilhelm IV., den man nicht minder mit überschweng-