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vor dem fremden Bart, und der herr Schulmeister kam im Vorbeigehen
auch hinein. Als aber der Meister ein Glas zum Willkommen mit ihm
getrunken hatte und wollte ihm das zweite einschenken, sagte der Jobbi:
„Das FSäßlein! Wir müssen zuerst das Fäßlein abladen.“ Drauf brachte
der Wirt, der Jobbi und der hausknecht ein Fäßlein; aber nicht mit
Branntwein, nein, voll kaiserlicher Taler und Kremnitzer Dukaten ab
dem Wagen herein, so schwer sie tragen konnten. „Dies ist Cuer Geld,“
sagte der Jobbi, „das ich Euch ehrlich verdient habe. Ich verlange nichts,
als für die sechs Jahre meinen Lohn und für den Jockli den Ruhestand.“
Der Meister sagte: „Du sollst keinen Lohn von mir bekommen, sondern
du sollst das Kind im hause sein und zwar das älteste.“ Aber der Jobbi
sagte: „Ihr habt unterdessen, wie ich sehe, Kinder genug bekommen. Laßt
mich wie ich bin“, und ging mit einem Mund voll Brot hinaus, um nach
den Pferden zu sehen und seine alten Geschäfte zu verrichten wie vorher,
als wenn er nie weg gewesen wäre.
Also blieb er bis an sein Ende im Dienste seines Meisters und ver—
machte ihm, weil er keinen Erben hatte, noch ein Vermögen von 520 Pfund
Basler Währung, tut 416 Gulden rheinisch. Der Meister aber rührte
das Geld nicht an, sondern stiftete es für die Armen.
Merke: Der hausfreund kann letzteres nicht für gewiß sagen. Aber
er denkt so: War der Jobbi ein guter Knecht, so war der Meister ein guter
Mensch. Fromme herrschaft zieht frommes Gesinde. Grobheit, Fluchen
und Geiz ist der falsche Weg zu gutem Gesind, hinten herum. Ist also der
Wirt ein so räsonabler Mann gewesen, hat er auch das Geld den Armen
geschenkt.
Zwei Tage nach dem Jobbi starb auch der Jockli.
94. Wie der alte Hermesbauer gestorben ist.
(Von heinrich Hansjakob aus „Wilde Kirschen, Erzählungen aus dem Schwarz—
wald“, heidelberg 1906, 4. Auflage.)
Auf einer kleinen Anhöhe liegt der hermeshof und schaut ins stille
Tal hinab bis gen Zell zur Wallfahrtskirche. In diese war manchen
Samstag in gesunden Tagen der alte Bauer gewandelt, der „Mutter Gottes
zu lieb“, und als er krank und kränker ward, hatte er seine Kinder hinab—
gesandt in die Kapelle, damit sie beteten um eine glückliche Sterbestund.
Der Kaplan von Zell aber brachte ihm öfters die heilige Wegzehrung.
Drum fürchtete der hermesbauer das Sterben nicht.
Es war ein heißer Sommertag, als der Sensemann auf dem hermes⸗
hof anklopfte, um den Bur zu seinem Weib, das schon seit Jahren auf
dem Kirchhof zu Zell ruhte, abzuholen. Die Kinder, alle erwachsen, um—
standen das Sterbelager des Vaters Drunten im Tal arbeiteten Knechte
und Mägde, um die Weizenernte heimzubringen. Drüben von der Kinzig
her zog ein Gewitter dem Tale zu. Schon rollte der Donner in der