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Und wenn es schon gestorben ist
und ruhet still in kühler Erd' —
geh an ihr Grab und tröste dich
und denk: sie lebt und siehet mich.
Rod
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147. Die Trommel.
1. Rings wirbelt die Trommel im Preußenland;
still liegt nur eiu Hüttchen am baltischen Strand.
2. Was jammert das Weib drin bei Tag und bei Nacht? —
Ihr Mann ist gefallen in heißer Schlacht.
3. Auch traf ihr die Kugel der Söhne zwei,
der jüngste nur lebt und ihr Kummer dabei.
4. Und lebt dir ein Knabe, was härmst du dich bleich?
O preise den Himmel, noch bist du ja reich!
5. Doch horch! welche Töne das Ufer entlang!
Das Weib schrickt zusammen, was macht ihr so bang?
6. „Horch, Mutter, wie schallt es so mächtig und laut!“
„Mein Sohn, zur Kirche wohl führt man die Braut!“
7. „Nein, Mutter, das klingt nicht wie Hochzeitston!“
„So trägt man den Paul wohl zu Grabe, mein Sohn!“
6. „Nein, nein, so klingt auch nicht Sterbegesang;
schon kenne den Ton ich, schon hört' ich den Klang.
9. Ass einst ich ihn hörte zum erstenmal,
da war's für den Vater das Abschiedssignal.
10. Und als er zum andern getroffen mein Ohr,
da folgten die Brüder dem werbenden Corps.
11. Nun ruft er zum dritten, er ruft es nun mir:
die andern sind tot, und die Reih' ist an dir!
12. Die Reih' ist an mir, das Gewehr in die Hand,
zu fechten für Freiheit und Vaterland.
13. Hinaus denn, hinaus in des Kampfes Glut!
Leb, Mutter, wohl! bleib in Gottes Hut!“ —
14 Ain ziehel der Knabe, das Schwert er schwingt;
einhüllt sich das Weib, und die Trommel verklingt.
Besser.
148. Der Edelknabe.
Ein berühmter preußischer General war in seiner Jugend
Edelknabe an dem Hofe Friedrichs des Großen. Er hatte keinen
Vater mehr, und seine Mutter nährte sich in ihrem Witwenstande
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