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„Herr, Eurem Pferde fehlt am linken Hinterfuße das Hufeisen. Soll
ichss zum Schmied führen?“ „Laß es fehlen!“ antwortete der Herr,
„die paar Stunden, die noch übrig sind, wird das Pferd wohl aus—
halten. Ich habe Eile.“ Er ritt fort; aber nicht lange, so fing das
Pferd zu hinken an. Es hinkte nicht lange, so fing es an zu stolpern,
und es stolperte nicht lange, so fiel es nieder und brach ein Bein.
Der Kaufmann mußte das Pferd liegen lassen, den Mantelsack ab—
schnallen, auf die Schulter nehmen und zu Fuß nach Hause gehen,
wo er erst spät in der Nacht anlangte. „An allem Unglück“, sprach
er zu sich selbst, „ist der verwünschte Nagel schuld.“ —
Eile mit Weile! — Jakob und Wilhelm Grimm.
80. Dorfmusik.
1. Hoch auf dem Zaun der Gockelhahn
fängt die Musik mit Krähen an;
die Hühner stimmen lustig ein,
die Gans vwill auch nicht stille sein.
2. Die Ziege meckert in dem Stall;
es blõöken laut die Schäflein all';
es bellt der Hund, und grunzend schrein
die Schweine alle, grols und ein.
3. Das Spätzlein selbst mit hellem Klang
stimmt an den lieblichsten Gesang;
im tiefen Basse brummt dazu
im Stalle hier die alté Kub.
4. Die Drescher in der Scheune dort,
sis schlagen flink in einem fort
den Takt dazu, dass laut es knallt
und weit durchs ganze Dorf hinschallt.
5. Das quiekt und schreit, das pfeift und summt,
das klopft und grunzt, das blökt und brummt!
Wer hört je in der Stadt soleh Stück“ —
Das ist die lust'ge Dorfmusik! Dieffenbach.
8SI. Der Bauernknabe in der Stadt.
Es war einmal ein Bauernknabe, der hiels Hans. Der ging
zum erstenmal in die Stadt. Potztausend! was sah er da für
Kramläden und für wunderschöne Sachen! Am besten aber ge-
fielen ihm die Läden mit Kuchen, Würsten und süssen Früchten.
Darauf kam er zu einem gar grossen prächtigen Hauses. Da war