Full text: [Schuljahr 3, [Schülerband]] (Schuljahr 3, [Schülerband])

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11. Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre 
gegangen und weil das ein kunstreiches Handwerk ist, mußte er 
am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem 
Briefe, wie schlimm es ihnen ergangen wäre und wie sie der 
Wirt noch am letzten Abend um ihre schönen Wüunschdinge gebracht 
hätte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, 
so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten hatte 
einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin.“ — „Den Sack 
kann ich umhängen und er kann mir gute Dienste leisten. Aber 
was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer.“ „Das 
will ich dir sagen,“ antwortete der Meister. „Hat dir jemand 
etwas zuleid getan, so sprich nur: Knüppel, aus dem Sack! so 
springt dir der Knüppel heraus unter die Teute und tanzt ihnen 
so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Cage lang nicht 
regen und bewegen können, und eher läßt er nicht ab, als bis 
du sagst: Knüppel, in den Sack!“ 
12. Der Geselle dankte ihm, hing den Sack um und wenn 
ihm jemand zu nahe kam und auf den Teib wollte, so sprach er: 
„Knüppel, aus dem Sack!“ Alsbald sprang der Knüppel heraus 
und klopfte einem nach dem andern den Vock oder das Wams 
gleich auf dem Rücken aus und wartete nicht erst, bis er ihn 
ausgezogen hatte, und das ging so geschwind, daß, ehe sich's einer 
versah, die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte 
zur Abendzeit in dem Wirtshause an, wo seine Brüder waren 
betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Cisch 
und fing an zu erzählen, was er alles Merkwürdiges in der Welt 
gesehen habe. „Ja,“ sagte er, „man findet wohl ein Cischchen 
deck dich, einen Goldesel und dergleichen, lauter gute Dinge, die 
ich nicht verachte; aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den 
ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe.“ 
Der Wirt spitzte die Ohren. Was in aller Welt mag das sein? 
dachte er, der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; 
den sollte ich billig auch noch haben; denn aller guten Dinge 
sind drei. 
13. Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die 
Bantk und legte seinen Sack als Kopftlissen unter. Der Wirt, als
	        
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