HEEE. ——e Der freie Aufsaʒ Mmerourt 31 
Der Spitz ist immer in Bewegung, oft ein höchst unangenehmer Kläffer, 
heftig, reizbar und bissig. Weder im Gehöfte, noch auf dem Wagen kann er 
ruhig bleiben. Dort lockt ihn jeder Vorübergehende an die Straßentür, jedes 
ängstlich gackernde Huhn in den Hintergarten; hier setzt er mit geschickten 
Sprüngen von der Ladung auf den Bock, vom Bocke auf den Rücken des Pferdes, 
oder aber herab auf die Straße und von dieser wieder auf den Wagen. Haus⸗ 
tiere liebt er ganz ungemein, am meisten aber doch die Pferde, mit denen er 
sich förmlich verbrüdert. Auch das Federvieh rechnet er zu seinen Pflegebefohlenen. 
Obschon er beständig im Hause und Hofe umhertobt und bellt, ist er doch keines— 
wegs übellaunig, sondern nur eifrig und über die MWMaßen geschäftig. Alles 
Mißtrauen, welches er gegen Fremde jeden Standes an den Tag legt, wurzelt 
einzig und allein in dem Bestreben, seinem Gebieter voller Hingabe zu dienen. 
Zunãächst sieht er in jedem Geschöpfe einen Dieb, mindestens einen lästigen 
Störenfried, dem gegenüber er Haus und Hof, Vieh und Gerät zu verteidigen 
hat. Der Besuchende wird übel empfangen, der fechtende Handwerksbursche 
nicht viel schlimmer, der Bettler kaum mit größerem Ingrimm. Aber während 
er ersterem, sobald er ins Haus getreten, freundlich begegnet, knurrt er den 
Handwerksburschen noch an, nachdem er sich von dessen Ungefährlichkeit über— 
zeugen mußte, und verfogt er den Bettler noch bellend, nachdem dieser bereits 
Haus und Hof verlassen hat. Zwei⸗ und vierbeinige, behaarte wie gefiederte 
Käuber und Diebe mögen sich vor dem Spitz in acht nehmen: gegen sie ist er 
mit Bewußtsein heftig, zornwütig, unerbittlich. Er verbeißt sich, und ob es 
ihm das Leben kosten möge, in der Wade des Diebes, kämpft ingrimmig 
mit dem Fuchse, weicht selbst dem Wolfe nicht und tötet den Habicht, welcher 
sich auf die Hennen stürzte, falls dieser sich nicht durch schleunige Flucht rettet. 
Alles beschützen, alles in Ordnung halten, das ihm Anvertraute mit unbe— 
stechlicher Treue hegen und pflegen, scheint Lebenszweck des Spitzes zu sein. „In 
der Nähe eines vielbesuchten Badeortes mit schöner Umgebung“, so erzählte 
mir eine Frau, „lernte ich einen der wackersten Spitze kennen, welcher mir jemals 
vorgekommen ist. Wir wünschten einige der nächsten Aussichtspunkte zu be— 
suchen und verlangten vom Wirte Weg und Steg zu wissen. „Ich will Ihnen 
einen Führer mitgeben, auf welchen Sie sich verlassen können,“ bemerkte der 
Mann und rief seinen Hund herbei. Spitz,“ sagte er, „du führst diese Herr⸗ 
schaften und zeigst ihnen alles, — alles, hörst du!“ Spitz antwortete durch 
Wedbeln des Schwanzes, machte die Runde von einem Witglied der Gesellschaft 
zum andern und setzte sich in Bewegung. Einige Gesellschaftsmitglieder blieben 
zurück. Spitz wartete, ruhig am Wege sitzend, bis sie herangekommen waren. 
ine andere Gesellschaft, die tags vorher denselben Führer benutzt hatte, kam 
von oben herab, erkannte den Hund und lockte ihn an sich. Spitz wedelte 
freundlich dankend, verließ aber die neuen Bekannten nicht. Rechts und links 
ab vom Wege führte er die ihm Anbefohlenen; auf jedem Aussichtspunkte blieb 
er sitzen, bis man sich zum Weitergehen anschickte; endlich kehrte er um. Er
	        
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