Full text: Lesebuch zur Geschichte der deutschen Literatur alter und neuer Zeit

er Altdeutsche Literatur. 
12. Hans Rosenblüt. 
G. b2. Lhrb. . 180) 
Weingruß und Weinsegen. 
Weingruß. Abscheiden. 
Nun grüß dich Gott, du lieber Landsmann: Nun gesegne dich Gottt, du liebster Gesell, 
Einen bessern Gesellen ich nie gewann Mit rechter Lieb' ich nach dir stell, 
Und den ich lieber wollt' bei mir wissen. Bis daß wir wieder zusammen kommen. 
Wenn ich des Morgens hab' angebissen Dein Nam' der heißt Kützel am Gommen 
Und ich dich hab' in einem Glas, (Gaumen), 
So dienst du mir zu Tisch viel bas, Du bist meiner Zunge eine süße Naschung 
Denn alle Truchsessen, die da leben. Und meiner Kehle eine reine Waschung. 
Gott behüt' den Stock und auch die Reben, Und bist meinem Herzen ein edles Zufließen 
Davon du heu'r gewachsen bist; Und aller meiner Glieder ein heilsam Be— 
Gott füg' dir Stecken, Band und Mist, gießen, 
Sonne, Regen und auch einen Mann, Du schmeckst mir baß denn alle Bronnen, 
Der dich wohl schneiden und hauen kann, Die aus dem Felsen je sind geronnen. 
Daß du aufs Jahr mögst wieder gerathen, Beschirm'mich Gott auch wohlvor Strauchen, 
Die großen Weck und feisten Braten, Wenn ich die Stieg' soll ab hin laufen, 
Wenn ihr alle drei bei einander seid, Daß ich auf meinen Füßen bleib' 
Vertreibt ihr mir viel baß die Zeit, Und fröhlich heimgeh' zu meinem Weib 
Denn Harfen, Geigen, Tanzen und Baden. Und Alles weiß, was sie mich frag. 
Darum will ich dich zu Gaste laden: Nun behüt' mich Gott vor Niederlag, 
Komm spat oder fruh, du wirst eingelassen; Du seiest hie heim oder draußen, 
Nicht lang an dem Thor sollst du passen. Gesegen dich Gott, bleib nit lang außen. 
IV. Mittelalterliche Mystik. 
G. 46. Lehrbuch der Weltgeschichte d. 1663. Allgem. Weltgesch. VIII. W ff.) 
1. Bruder Berthold von Regensburg. 
(Nach Franz Göbel.) 
Es stehen sieben Sterne am Himmel, daran sollt ihr lesen und Tugend 
lernen, denn unser Herr hat uns alle Dinge zu Nutz und auch zu Gut ge— 
schaffen, einerseits für den Leib und andererseits für die Seele. Und so hat 
unser Herr die Sterne auch geschaffen. Die haben gar große Kraft über 
alle Dinge, die auf Erden sind und unter dem Himmel, außer über ein 
Ding. Sie haben Kraft über Bäume und Weingärten, über Laub und Gras, 
über Kraut und Gewürz, über Korn und Alles das, was Samen trägt; über 
die Vögel in den Lüften und über die Thiere im Walde und über die Fische 
in den Wogen und über die Würmer in der Erde; über das allessammt, 
das unter dem Himmel ist, darüber hat unser Herr den Sternen Kraft ge— 
geben, außer über ein Ding. Darüber hat niemand Kraft und Gewalt, 
weder Sterne noch Engel, noch Teufel, noch sonst Jemand, als Gott allein; 
der will es aber auch nicht thun, der will auch nicht Gewalt darüber haben: 
zs ist des Menschen freie Willkühr (freier Wille). Darüber hat niemand 
Ve—
	        
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