412 Neudeutsche Literatur.
muthwillig nur zum Spiel der Zerstörung in Bewegung zu setzen sich erküh—
nen; eine Kraft, die in ihren Wirkungen immer furchtbar sein wird, sobald
sie von ihrem einzigen wahren Ziel, dem Gehorsam und Glauben Goltes, ab—
gewichen ist. Beschränkt ist auch das Urtheil derer, welche glauben, diese Kraft,
weil sie dieselbe nicht zu achten wissen, sei gar nicht vorhanden, oder lönne
vertilgt werden, wo sie doch von Alters her und ursprünglich, wie in Deutsch⸗
land, vorhanden ist, weil sie, wie manche andere Kraft der Natin, nuren
seltneren Fällen sich äußert.
4. Ludwig Vieck.
. 137. Lehrb. . 968.)
1. Sonett auf Wackenroder.
Noch faßt mein Herz nicht seine eigne Schon sonst bin ich von ; dir entfernt
Wunde. gewesen
Als alle, die dich kannten und dich liebten, Und du und deine Liebe schien ein
Mit ungewohntem Kummer sich betrübten, Träumen,
Ging mir vorbei der Kelch der bittren Und ich besaß dich nur durch meinen
Stunde. Glauben:
Ich bin noch so wie sonst mit dir im Bunde, So kann ich nun in Blumen, Sternen lesen,
Mir ist, daß wir wie ehedem uns übten, Von dir, mein Freund, entfernt in
An edlen Dichtern freun, den vielgeliebten, größern Räumen.
Als brächt' ein Brief von dir mir frohe Nicht Zeit nicht Tod kann dich mir
Kunde. jemals rauben.
2. Leben und Tod der heiligen Geunofeva.
L. Gesang des Schäfers. Wer auf den Herrn mit sicherm Muth
Dicht von Felsen eingeschlossen, vertrauet,
Wo die stillen Bächlein gehn, Der beut den allerärgsten Feinden Truß.
Wo die dunklen Weiden sprossen, O Allmacht, wer auf deine Hülfe bauet,
Wünsch' ich bald mein Grab zu sehn. Der ist verwahrt, geschirmt vom schönsten
Dort im kühlen abgelegnen Thal Schutz.
Such ich Ruh für meines Herzens Qual. Dir übergeb' ich ihn und will nicht klagen,
— Nicht Wohlgefall ist dir der Menschen Zagen.
vel sie di dh verstoßen, 83 wir in bunten Reihen,
Un sie war so süß und schön! Und Tod und Unglück gehn durch uns dahin,
Tausend Thräuen sind geflossen, Wen du mit deiner Milde willst erfreuen,
Und sie durfte dich verschmähn — Der findet im Verderben den Gewinn;
Suche Ruh sr deines Herzens Qual, Er darf nicht drohende Gefahren scheuen,
Hier ein Grab im einsam grünen Thal. 6 singt: im Tod und Leben dein ich bin!
Hoffend und ich ward verstoßen, Du gabst ihn mir, dir sei er übergeben,
Bitten zeugten uur Verschmaͤhn Er sei der Dein' im Tode oder Leben.
Dicht von Felsen eingeschlossen, 3. Golo und Genofeva.
Wo die stillen Buchlein gehn, Garten. Mondschein.
Hier im stillen einsam grünen Thal Genofeva auf dem Valkon.
Such zum Troste dir ein Grab zumal. — Genovefa.
Wie oft hab' ich in vor'ger Zeit gestanden,
A Genosevas Gebet für ihren Gemahl in Mich aus dem Klosterfenster ausgelehnt,
der Schlacht. Was hat mein kindisch Herz damals gewähnt
O Auge Gottes, das vom Himmel schauet, Von unbekannten, fernen, goldnen Landen.
Nimm du ihn gern in deinen großen Schutz, Da wußt ich nichts von süßen Liebesbanden,