Full text: Lesebuch zur Geschichte der deutschen Literatur alter und neuer Zeit

Die Romantiker und ihre Nachfolger. — Hammer-Purgstall. 431 
Weißt du, was das ist, die Höllenstampfe? Gluth, wie in ein Gewölbe zusammenge— 
Feuer Gottes ist es hochaufragend, bogen, 
Ueber Herzen wild zusammenschlagend, Flammen, hoch wie Säulen aufgezogen. 
2. Zriny's Heldentod. 
Geschichte der Osmanen.) 
Am Morgen des 5. Sept. 1566 flammte das große Bollwerk von 
Szigeth in hellen Brand auf als Leichenfackel Suleiman's, der in der Nacht 
vom 5. auf den 6. Sept., sei es aus Altersschwäche, sei es an der Ruhr, sei 
es am Schlage gestorben war. Seinen Tod verheimlichte der Großwessit 
und die Bewahrung des Geheimnisses soll durch die Erwürgung eines Arztes 
verbürgt worden sein. Er hatte nicht den Trost, vor seinem Tod den Jall 
Szigeths zu sehen, oder den, von der Uebergabe Gyula's zu hören, welches, 
seit dem 4. Juli belagert, am 1. Sept. von Kerethenyi übergeben worden 
war. Ungeduldig über die Dauer der Belagerung Szigeths hatte Suleiman 
noch kurz vor seinem Tode eigenhändig an den Großwessir geschrieben: „Ist 
dieser Rauch denn noch nicht ausgebrannt, und tönt denn noch nicht die Pauke 
der Eroberung?“ In diesem Sinne wurden auch nach Suleiman's nicht nur 
dem Heere, sondern selbst den Wessiren verheimlichtem Tode eigenhändige 
Schreiben des Sultans als Tagsbefehl kund geinacht. Der Verfasser derselben 
war Dschaaferaga, der damalige oberste Waffenträger, welcher mit dem Ge— 
heimschreiber Feridun allein in das Staatsgeheimniß des Todes vom Groß⸗ 
wessir eingeweiht worden, und welche Beide das in sie gesetzte Vertrauen in 
der Folge unter Selims II. Regierung bewährten. Am 8. Sept., nachdem 
die äußere Festung in Asche zusammengefunken, von der inneren nur der Thurm, 
worin die Pulverkammer, noch unversehrt, und der Augenblick sich zu ergeben 
oder zu sterben gekommen war, wählte Zriny den Tod des Helden mit beson— 
nener Standhaftigkeit und Würde. Von seinem Kämmerer Franz Cherenkö 
forderte er ein kurzes seidenes Wamms, die goldene Kette um den Hals und 
den schwarzen mit Gold gestickten Federhut, unter dessen Reiherbüschen ein 
Diamant funkelte. Darauf läßt er hundert Dukaten wohlgezählt, daß ja kein 
türkischer darunter, sondern lauter ungarische, in sein Wamms stecken, „damit,“ 
spricht er, „wer mich auszieht, nicht sagen könne, er habe nichts an mir ge— 
funden.“ Dann fordert er die Schlüssel des Schlosses, steckt sie zu den Dukaten 
und sagt: „So lange ich meine Hand bewegen kann, soll mir Niemand das 
Gold und die Schlüssel entreißen. Nach meinem Tode mag's haben, wer will; 
ich habe geschworen, daß man im türkischen Lager nicht mit Fingern auf mich 
weisen soll.“ Von vier mit Gold beschlagenen Säbeln wählt er den ältesten. 
„Mit diesem,“ sagt er, „hab' ich zuerst Ehre und Ruhm erworben, mit diesem 
will ich tragen, was Gottes Gericht über mich verhängt.“ Voraus ließ er 
die Fahne, hinter sich den Schild tragen: ohne Panzer, ohne Helm trat er 
auf die Straße, unter die Schaar der Sechshundert, die sich mit ihm dem 
Tode geweiht, und feuerte ihren Muth noch durch kurze Anrede an, die er 
mit dem dreimaligen Rufe Jesus! beschloß. Schon brannte von allen Seiten 
das innere Schloß, es war die höchste Zeit zum letzten Ausfalle. Unter dem 
Thor lag ein großer Mörser mit zerschnittenem Eisen geladen, diesen befiehlt 
er abzufeuern und gegen sechshundert der auf der Brücke andrängenden Stüͤr— 
mer stürzen zu Boden. Unter dem Rauch des abgefeuerten Mörsers bricht 
Zriny wie der Blitz aus der Donnerwolke hervor, mit Lorenz Jurauitsch, dem
	        
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