234 Volkslieder aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert.
14. Was zog er ab der hende sein?
von rotem gold ein vingerlein;
„sehnd hin, schöne jungfrau, das solt ir haben,
eur feins lieb solt ir nicht lenger klagen.“
15. Sie warf den ring wol in ir schoß,
mit heißen tränen sie in begoß,
sie sprach: „den ring wil ich nicht haben,
mein feins lieb wil ich lenger klagen.“
16. Da zog er ab sein seidenhuͤt,
erst kennet in die jungfrau güͤt:
„bis gottwillkomm, du schöns mein lieb!
wie lang ließt mich in trauren hie!“
17. „Da tet ich dich versüchen,
ob du mir tätest fluͤchen,
und hätest mir ein fluͤch getan,
so wär ich geritten wider darvon.
18. Da du mir nicht tetst fluͤche,
da erfreut sich mein gemüte,
du machst mein herz ganz freuden vol,
du erfreust mich, daß ich dich haben sol.“
d) Liebeslieder Glück, Schmerz).
1. Sommerlied.
1. Herzlich tut mich er- die meidlin wolgetan;
frewen spazieren zu dem brunnen
die frölich summerzeit, pflegt man in diser zeit,
all mein geblüt vernewen, all welt sucht freud und wunne
der mei vil wollust geit; mit reisen fern und weit.
die lerch nit sich erschwingen 3. Es grünet in den welden,
mit irem hellen schal. die beume blüen frei,
lieblich die vöglin singen. die röslin auf den felden
vorauß die nachtigal. von farben mancherlei;
2. Der kuckuck mit seim ein blümlin stet im garten,
schreien das heißt Vergiß nicht mein,
macht frölich iederman, das edle kraut Wegwarten
des abends frölich reien macht guten augenschein.