Full text: Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 (Theil 2)

64 
Das Heer- und Derteibiguugsmefen des Reiches. 
hatte eine solche geschaffen. Der Dienst zu Rosse erforderte aber eine 
längere und anhaltendere Vorbildung, als der zu Fuß. Eine solche 
Vorbildung konnte sich nur aneignen, wer das Kriegshandwerk zu seinem 
ständigen Berufe machte. So entstand allmählich ein militärischer 
Bernssstand, die Reiter oder Ritter (equites), der fortwährend 
unter Waffen und jeden Augenblick bereit war, ins Feld zu ziehen. 
Der einfache Freie dagegen, der sich dem Heerbann entzog, indem er 
der Hintersasse eines kriegerischen Edeln wurde, verlor dadurch das Recht 
des Waffentragens. So ward eine Scheidewand zwischen Ritter 
und Bauer, zwischen Wehr- und Nährstand aufgerichtet. 
Das Verteidigungssystem des Reichs, welches schon Karl 
der Große zu organisieren begonnen hatte, ward unter den deutschen 
Königen, besonders den sächsischen weiter ausgebildet. Die äußeren 
Gefahren, gegen welche es einer planmäßigen Verteidigung bedurfte, 
kamen damals weniger vom Westen, als vom Osten. Zwischen West-- 
und Ostfranken (Frankreich und Deutschland) lag eine Zeitlang als 
trennende Schranke das lotharingische Zwischenreich. Die lotharin¬ 
gische Dynastie selbst war nichts weniger als kriegerisch; auch eilte 
sie rasch ihrem Ende entgegen. Durch den Vertrag von Meersen kam 
nun allerdings Deutschland in direkte Berührung mit Frankreich. 
Allein die dort regierenden letzten Karolinger waren so unbedeutend, 
daß sie Mühe hatten, sich im eigenen Lande zu behaupten. Einzelne 
Angriffe von dorther auf Deutschland wurden leicht zurückgewiesen. 
Auch handelte es sich dabei nicht um Versuche, in dem eigentlichen 
Deutschland Fuß zu fasten, sondern nur um den Besitz des Zwischen¬ 
landes Lothringen oder (in späterer Zeit) um die Abreißring eines 
und des andern Stücks von dem deutschen Nebenlande Burgund. 
Noch weniger drohte dem Reiche eine Gefahr vom Süden, von Ita¬ 
lien her: hier waren vielmehr immer die Deutschen die Angreifenden. 
Ganz anders stand es im Norden und namentlich im Osten. 
Von dort hatten Dünen und Normannen, von hier Ungarn und 
Slawen wiederholte Einfälle ins Reich gemacht und Verwüstungen 
eingerichtet. Gegen solche Angriffe mußten Verteidigungsmaßregeln 
getroffen werden, die eine jederzeit fofort bereite Abwehr sicherten. 
Dies geschah durch die Anlegung von „Marken." Darunter ver¬ 
stand man ein Grenzgebiet, welches einem besonderen Statthalter, 
einem Markgrafen, zur Bewachung und Verteidigung übergeben war. 
Den Mittelpunkt der Mark bildete ein befestigter Ort (wie Branden¬ 
burg, Meißen zc.), wo der Markgraf residierte und wo er eine aus¬ 
reichende Waffenmacht zur Hand hatte, um gegen einen plötzlichen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.