Sigismund. Johann Huß.
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Hieronymus Faulfisch, den man nachher Hieronymus
von Prag zu nennen pflegte, ein böhmischer Edelmann mit ei¬
nem treuen, warmen Herzen, inniger Liebe für alles Rechte und
Wahre, nur von zu großer Heftigkeit, wodurch er Manches
verdarb.
Huß' neue Lehre machte bald vieles Aufsehen. An Feinden
fehlte es ihm nicht; diese schüttelten die Köpfe über den neuen
Reformator, nahmen die Wiklefschen Schriften vor und zogen 45
Lehrsätze heraus, die sie als ketzerisch verdammten. Diese seine
Feinde waren meist die deutschen Professoren der Universität;
denn hier waren deutsche und böhmische, und sonderbarerweise
hatten die letztern nach der ursprünglichen Einrichtung zusammen
nur eine, jene aber, die deutschen, drei Stimmen bei den Be¬
schlüssen der Universität; daher zwischen den Professoren beider
Nationen eine unaufhörliche Eifersucht stattfand. Dem Huß war
diese Einrichtung längst als Ungerechtigkeit erschienen; jetzt wurde
sie ihm vollends verhaßt. Er und einige andere böhmische Pro¬
fessoren brachten es bei dem noch lebenden Könige von Böhmen,
Wenzel, dahin, daß die Sache nun umgekehrt wurde, d. i. daß
die Böhmen drei und die Deutschen nur eine Stimme erhielten.
Das brachte aber diese in Harnisch. Kein ehrlicher Deutscher,
meinten sie, dürfe unter diesen Umständen in Prag bleiben, und
so zogen sie sämmtlich, Professoren und Studenten, zum Thore
hinaus, ein ungeheuerer Zug; und wenn auch die Zahl 20,000
übertrieben sein mag, so waren es doch wenigstens 5000. Blos
die böhmischen Studenten und Professoren blieben zurück. Die
Ausgewanderten wurden vom Markgrafen von Meißen freund¬
lich ausgenommen und für sie eine Universität in Leipzig
errichtet.
Dadurch hatte nun wohl Huß viele seiner Feinde verloren;
aber es fanden sich bald neue. Der Erzbischof von Prag ver¬
klagte ihn beim Papste und dieser verbot dem Huß zu predi¬
gen. Das - hieß ihm an die Seele greifen. Er erklärte, man
müsse Gott mehr als dem Papst gehorchen; er sei zum Hirten
seiner Gemeinde eingesetzt und werde diese belehren, so lange er
könne. Die Parteien erhitzten sich immer mehr. Je mehr An¬
hänger Huß durch seine freimüthigen Predigten gewann, desto
heftiger tobte der Erzbischof gegen ihn, und bot alle Mittel auf,
ihn aus Prag los zu werden. Aber lange war dies vergebens.
Zwar erschien eine päpstliche Bulle, welche ihn in den Bann that;