Full text: Sammlung deutscher Gedichte für Schule und Haus

1 Lehrhafte Gedichte. 
65 „vVerwünschtes Tier!“ bricht endlich Hansens Grimm 
Laut scheltend aus, indem die Hiebe flogen. 
„So bist du denn zum Ackern selbst zu schlimm, 
Mich hat ein Schelm mit dir betrogen.“ 
Indem er noch in seines Zornes Wut 
70 Die Peitsche schwingt, kommt flink und wohlgemut 
Ein lustiger Gesell die Straße hergezogen. 
Die Zither klingt in seiner leichten Hand, 
Und durch den blonden Schmuck der Haare 
Schlingt zierlich sich ein gold'nes Band. 
75 „Wohin, Freund, mit dem wunderlichen Paare?“ 
Ruft er den Bau'r von weitem an. 
„Der Vogel und der Ochs an einem Seille, 
Ich bitte dich, welch ein Gespann! 
Willst du auf eine kleine Weile 
80 Dein Pferd zur Probe mir vertrau'n? 
Gib acht, du sollst dein Wunder schau'n!“ 
Der Hippogryph wird ausgespannt, 
Und lächelnd schwingt sich ihm der Jüngling auf den Rücken. 
Kaum fühlt das Tier des Meisters sichre Hand, 
85 So knirscht es in des Zügels Band 
Und steigt, und Blitze sprühn aus den beseelten Blicken. 
Nicht mehr das vor'ge Wesen, königlich, 
Ein Geist, ein Gott, erhebt es sich, 
Entrollt mit einemmal in Sturmes Wehen 
90 Der Schwingen Pracht, schießt brausend himmelan, 
Und eh' der Blick ihm folgen kann, 
Entschwebt es zu den blauen Höhen. 
Schiller. 
337. Klage der Ceres. 
1. Ist der holde Lenz erschienen? 2. Ach, wie lang ist's, daß ich walle 
Hat die Erde sich verjüngt? Suchend durch der Erde Flur! 
Die besonnten Hügel grünen, Titan, deine Strahlen alle 
Und des Eises Rinde springt. Sandt' ich nach der teuren Spur, 
Aus der Ströme blauem Spiegel Keiner hat mir noch verkündet 
Lacht der unbewölkte Zeus, Von dem lieben Angesicht, 
Milder wehen Zephyrs Flügel, Und der Tag, der alles findet, 
Augen treibt das junge Reis. Die Verlorne fand er nicht. 
In dem Hain erwachen Lieder, Hast du, Zeus, sie mir entrissen? 
Und die Oreade spricht: Hat, von ihrem Reiz gerührt, 
Deine Blumen kehren wieder, Zu des Orkus schwarzen Flüssen 
Deine Tochter kehret nicht. Pluto sie hinabgeführt? 
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