Full text: Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik (Teil 1 = Klasse 4)

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IV. Lomerische Dichtung. 
Ostens vom Muttersitz der einzelnen Stämme genau in der Richtung 
nach den gegenüberliegenden Inseln und Küstenstrichen erfolgt. So 
redet man von einem dorischen, ionischen und äolischen 
(gemischten) Kolonienbereiche. 
IV. Homerische Dichtung. 
Die Kolonien entwickelten sich schneller als das Mutterland und 
überraschen bereits um 800 durch Reichtum und geistige 
Bildung. Damals zogen an den Küsten Kleinasiens Sänger 
(Rhapsoden) von Stadt zu Stadt und sangen von Kämpfen und 
Irrfahrten, von Melden und ihren Burgen, von Odysseus' List und 
dem Zorn Achills. Die Ilias und die Odyssee haben also in 
der großen östlichen Kolonisation, besonders in der Besiedlung der 
Nordküfte im 9. und 8. Jahrhundert, ihren wesentlichen Hintergrund, 
den Sangeslust und Stolz der Enkel reich ausgestaltete und in Liedern 
pries. Bald galt der „blinde £ o m er" als Dichter der beiden 
Epen, und viele Städte stritten sich um das Vorrecht, sein Geburts¬ 
ort zu sein. 
Ilias und Odyssee sind unter den zahlreichen Epen, die der 
Pflege griechischer Heldensage dienten, die beiden einzigen, die die 
spätere griechische Wissenschaft dem blinden Sänger „Äomer" zuschrieb. 
In der Tat zeigen sie in ihren großen Zügen einen so planmäßigen 
Aufbau und eine so festgefügte, einheitliche Komposition, daß 
erst die moderne Wissenschaft die Schichten des Baues bloßlegen 
sonnte1). Die Ilias ist das ältere Epos; aus der reichen 
Überlieferung über die Kämpfe vor Ilios bringt sie einen kleinen 
Ausschnitt, die Erzählung vom Zorn des Achilleus, durch den der 
Gewaltigste aller Griechen vom Kampfe ferngehalten wurde. So 
ergab sich Gelegenheit, die andern Äelden, wie Agamemnon, Menelaos, 
Ajas, Dtomedes, Odysseus u. a., in ihrer Eigenart hervortreten zu 
lassen, ohne daß sie durch den Glanz Achills überstrahlt werden. 
Diese Einschiebungen (Episoden) geben zugleich ein Bild von 
den balladenartigen Einzelliedern, die die Vorstufe des großen Selden-- 
epos gebildet haben. Erst nach der Schilderung der Taten der 
anderen Könige tritt Achill wieder in den Kampf ein, um den Tod 
seines Freundes Patroklos zu rächen. Er erschlägt Lektor und 
liefert dem Vater Priamos die Leiche aus. So ist es dem Dichter 
gelungen, ein lebhaftes Bild des Kampfes und der Äaupthelden zu 
Vgl. die Forschung über die Entstehung der Mosesbücher und deS 
Nibelungenliedes.
	        
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