Full text: Sammlung deutscher Gedichte für Schule und Haus

Sinngedichte. Spruchweisheit. 
Wer aber recht bequem ist und faul, 
Flög' dem eine gebratne Taube ins Maul, 
Er würde höchlich sich's verbitten, 
Wär' sie nicht auch geschickt zerschnitten. 
Alles in der Welt läßt sich ertragen, 
Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen. 
Laß Neid und Mißgunst sich verzehren, 
Das Gute werden sie nicht wehren. 
Denn, Gott sei Dank, es ist ein alter Brauch: 
So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch. 
Willst du nichts Unnützes kaufen, 
Mußt du nicht auf den Jahrmarkt laufen. 
Wem wohl das Glück die schönste Palme beut? 
Wer freudig tut, sich des Getanen freut. 
Entzwei und gebiete! Tüchtig Wort; 
Verein und leite! Beßrer Hort. 
Nicht größern Vorteil wüßt' ich zu nennen, 
Als des Feindes Verdienst erkennen. 
Der entschließt sich doch gleich! 
Den heiß' ich brav und kühn! 
Er springt in den Teich, 
Dem Regen zu entfliehn. 
Daß Glück ihm günstig sei, 
Was hilft's dem Stöffel? 
Denn regnet's Brei, 
Fehlt ihm der Löffel. 
Die Welt ist nicht aus Brei und Mus geschaffen; 
Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen! 
Harte Bissen gibt es zu kauen: 
Wir müssen erwürgen oder sie verdauen. 
Fehlst du, laß dich's nicht betrüben, 
Denn der Mangel führt zum Lieben, 
Kannst dich nicht vom Fehl befrein, 
Wirst du andern gern verzeihn. 
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