Full text: Spiegel neudeutscher Dichtung

Alfred Mombert. 
Am liebsten schlief' ich in der Heimat, 
im Vaterhause, in der Mutterstube. 
Doch da 's nicht sein kann, bin ich in der Fremde, 
umgeben von den Schriften toter Menschen. 
Und wenn ich nachts aufwache und dann denke, 
hör' ich rings Menschen atmen, Menschen schlafen, Menschen weinen. 
Und jeder könnt' mir Vater sein und Mutter. 
So nah' bei einander sind sich allalle Menschen. 
Lied eines Knaben. 
Ruhig, ruhig, ruhig will ich sein. 
Wie ein Lämmlein auf der Weide liegen. 
Mich zu Füßen einem Hirten schmiegen. 
Ruhig will ich sein. 
Ruhig, ruhig, ruhig will ich sein. 
Wie ein Lämmlein fromm die Schere leiden, 
daß die andern warm sich können kleiden. 
Ruhig will ich sein. 
Ruhig will ich un 
Heute ist mein Trotz verdorben, 
meine süße Mutter ist gestorben. 
Ruhig werd' ich sein. 
Zwiegespräch. 
An eine Säule stand ich leicht gelehnt 
in meiner Lenzkraft Blütenübermut, 
den Becher Griechenwein am Lipppenrand. 
Und vor mir hoch ein nonnenhaftes Weib. 
Hoch. Schwer. Und schön. Und feier-ernst und stumm. 
„Du bist das Leben“, sprach ich leise grüßend.. 
„Dann wäre ich ein Traum“... 
„Ein Traum“. .. 
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