Full text: Deutsche Poesie von den Romantikern bis auf die Gegenwart

Guido Görres. 
773. Valmsonntag. 
1. Nun schwinge Siegespalmen und öffne weit dein Tor, 
Jerusalem! Dein König, dein Heiland steht davor. 
Und breite Festgewänder und Blumen vor ihm aus 
Und gehe ihm entgegen und ruf Hosanna aus! 
2. Denn keiner ist dem deinen von allen Fürsten gleich; 
Sein Schemel ist die Erde, sein Thron das Himmelreich. 
Und was er gibt, ist Segen, und Liebe sein Gebot; 
Sein Reich, das ist der Friede; sein Wort ist Lebensbrot. 
3. Und vor des Königs Schritten weicht rings der Erde Qual 
Und Himmelsblumen blühen im kalten Erdental. 
Der Lahme schreitet wieder; der Blinde grüßt das Licht; 
Im Graͤb erwacht der Tote; sein Lob der Stumme spricht. 
4. Sein Reich ist nicht von heute, vergeht nicht übernacht; 
Vergänglich sind die Zeiten, doch ewig seine Macht. 
Und wenn am letzten Tage bei der Posaunen Ruf 
Auf seinen Wink vergehet, was einst sein Wink erschuf, 
5. Und alles rings verschlinget die Weltzerstörungsnacht: 
Dann erst beginnt zu tagen sein Reich in ew'ger Pracht; 
Dann kömmt er auf den Wolken zum großen Weltgericht, 
Mit Feuerschwert und Lilien zu scheiden Nacht und Licht. 
6. Dann selig, die gerungen, gestritten und gewacht, 
Hosanna ihm gesungen und Palmen ihm gebracht! 
Er wird die Sieger zieren mit hochzeitlichem Kleid, 
Zum Paradies sie führen, wo endet jedes Leid, 
7. Wo in dem Licht der Sonue die Lebenspalnien stehn 
Und beim Gesang der Engel die Silberwipfel wehn; 
Und glücklich dann die Sieger, die er mit Palmen schmückt, 
Mit Palmen, ewig blühend, die nie ein Sturm zerknickt. 
8. Sie sind da Siegeszeichen von Gottes ew'gem Licht; 
Sie blühn im ew'gen deben und wellken ewig nicht. 
Drum schwinge heut' ihm Palmen, tu auf des Herzens Tor, 
Jerusalen! — Dein König, dein Heiland steht davor. 
774. Maria, hilf! 
1. Geleite durch die Welle Und hilf ihm in den Stürmen, 
Das Schifflein treu und mild Wenn sich die Wogen türmen! 
Zur heiligen Kapelle, Maria, 
Zu deinem Gnadenbild, O Maria, hilf! 
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