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Die einzelnen Länder Asrika's.
Trunkenheit itnb viehische Gefräßigkeit, Grausamkeit und
"Ausschweifungen aller Art sind die Laster, denen sie fröhnen.
Zu den größten Trunkenbolden im Lande gehören vor Allen
die Geistlichen, und ihre Freßgier bei den Gelagen übersteigt
allen Glauben. — Araber leben hauptsächlich an der Meeres¬
küste als Nomaden und zwar in der größten Armseligkeit.
Ziemlich zahlreich sind die Inden, die in diesem Lande sogar
die Jungfrau Maria und andere Heilige verehren. Wilde,
heidnische Negerstämme, die Gallas, sin'd seit vielen Jahren
von Süden her in Habesch eingedrungen und haben sich bereits
mehrerer Provinzen bemächtigt.
§. 1056. Von wissenschaftlicher Bildung ist
gegenwärtig keine Spur mehr in diesem Lande zu finden;
selbst die Geistlichen haben es kaum zum Lesen gebracht.
Doch aus alter Zeit gibt es eine Menge gelehrter Werke,
hauptsächlich theologischen Inhalts; auch ein sehr altes bür¬
gerliches Gesetzbuch ist vorhanden. — Ackerbau und Viehzucht
bilden die Hauptnahrungsquellen; an den Mittelgebirgen wird
Alpenwirthschaft getrieben. Die größte Unwifienheit zeigt sich
in Künsten und Gewerben; auch der Handel ist unbe¬
deutend. Sklaven werden nach Aegypten und mehrern asia-
lischcn Ländern ausgeführt. — Abysstnien war früher ein
mächtiges Reich: innere Spaltungen aber und die Einfalle
der wilden Galla-Neger haben es seiner Auflösung entgegen
geführt. Der große Negus (König oder Herrscher) findet
schon längst keinen Gehorsam mehr; seine jetzigen Einkünfte
sollen nur 600 Gulden betragen. Der einzelnen Provinzen
haben sich die Ras (Statthalter) bemächtigt, die sogar unter
einander Krieg führen. Ueberall gilt nur das sogenannte Recht
des. Stärkern; Städte und Dörfer werden geplündert, niederge¬
brannt, die Bewohner fortgeschleppt und als Sklaven verkauft.
§. 1057. Das Land besteht gegenwärtig aus mehrern
Reichen; zu denselben gehören folgende: 1. Tigre breitet sich
im Nordosten zu beiden Seiten des Takazze aus und wird
von mehrern Bergketten durchzogen. — Adowa, eine Stadt
im Osten von Sennaar und am Fuße eines Hügels, hat