G. Pfarrius. 
157 
4. Da steht der Frevler an dem See, wirft seine Bürde ab 
Und stößt hinab mit einem Fluch den Sack ins nasse Grab. 
„Da, jage du nun Fische da drunten in dem See! 
Jetzt kann ich ruhig jagen im Forste Hirsch und Reh, 
Kann mich nun ruhig wärmen an deines Holzes Gluten, 
Du brauchst ja doch kein Feuer da drunten in den SFluten.“ 
5. Er spricht's und will zurück, doch hält ein Dorngestrüpp ihn an, 
Und immer fester zerrt es ihn mit tausendfachem Zahn; 
Da kocht es in der Tiefe, Gewitter steigen auf, 
Dumpf rollt ob dem Gebirge der Donner seinen Lauf; 
Der See steigt übers Ufer, es glühn des Himmels Flammen, 
Und hoch schlägt über dem Mörder die schwarze Flut zusammen. 
6. Stumm liegt der See, als ob die Glut 
Der Rache wieder schliefe. 
Hlatt ist die Flut, im Monde ruht 
Die unermess'ne Tiefe — 
Die Binsen im Kreise nur leise 
Flüstern verstohlenerweise. 
Die Binsen im Kreise, sie flüstern nur leise; sie flüstern: — „alle Schuld 
rächt sich auf Erden“ — Goethe, „Wilhelm Meister“. 
Der Dichter ist in Freiburg im Breisgau geboren. Er kennt den sagen— 
umwobenen Mummelsee des Schwarzwaldes aus eigener Anschauung. 
Ferdinand Alexauder August Schnezler wurde am 4. August 1809 
zu Freiburg im Breisgau geboren. Er studierte in Freiburg und München 
Philosophie, Geschichte und Naturphilosophie. Nach Beendigung seiner Studien 
trat er in den badischen Staatsdienst als Postbeamter. Vom Jahre 1840 ab 
widmete er sich schriftstellerischer Tätigkeit; er redigierte verschiedene Zeit— 
schriften. Im Jahre 1853 schon, am 11. April, raffte ihn der Tod dahin. 
Schnezler, eine zartveranlagte Dichternatur, hat als Lieder- und Sagen— 
dichter dem deutschen Dichterkreise sich eingereiht. 
Gustav Pfarrius. 
1800 - 1884. 
Die Waldmühle. 
4. „Vielleicht ein Knab' dabei“ — unterscheiden sie selber sich doch noch 
nicht. Kinder, wie diese, kennen noch keine Scheidewand unter sich: sie kennen 
aicht reich, nicht arm, nicht vornehm, nicht gering, wissen noch nicht, ob sie 
Knabe. ob Mägdlein. 
. Wo rauscht aus düstrer Waldnacht 
hinaus ins Freie der Bach, 
Da blickt aus Erlenbüschen 
Lin weiß bestäubtes Dach.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.