A. Schnezler. 
Stadtpfarrer und Konsistorialpräsident. Seit früher Ingend war er der Dicht⸗ 
kunst zugeneigt. Seine Dichtungen sind so einfach wie innig und bekunden zu 
jener Zeit schon, als das Elsaß noch französisch, gut deutsch⸗ vaterländischen 
Sinn. Im Jahre 1890 wurde Stöber von der Universität Straßburg zum 
Doktor der Theologie ernannt. Am 10. November 1892 ist er gestorben. 
August Schnezler. 
18009 - 1853. 
Die Jilien. 
1. „Entsteigen sie dem Bade als Jungfern ans Gestade“ — die als 
Lilien im Mummelsee gestanden, sind, sobald der Mond am Himmel .. 
Jungfern, entsteigen ihrem Bade und kommen ans Ufer. 
3. „Und immer lauter schwellen zum Ufer an die Wellen“ — der Mummler, 
der Wassergeist des Sees, ist zornig, daß seine Kinder so ausgelassen tanzen, 
darum schwellen die Wogen des Sees über. 
4, Hier lernen wir ihn nun kennen, den alten Mummler, den erzürnten 
Wassergeist, der seinen Kindern ihr Vergnügen nicht gönnt. 
5. Wie sind die armen Kinder bange vor dem erzürnten Vater! Dahin 
st ihr nächtlich Vergnügen; und wie werden sie den Zorn des Vaters fühlen 
müssen! 
. Im Mummelsee, im dunklen See, 
Da blühn der Lilien viele, 
Sie neigen sich, sie beugen sich, 
Dem losen Wind zum sspiele; 
Doch wenn die Nacht herniedersinkt, 
Der volle Mond am Himmel blinkt, 
Entsteigen sie dem Bade 
Als Jungfern ans Gestade. 
2. Es braust der Wind, es saust 
das Rohr 
Die Melodie zum Tanze: 
Die Lilienmädchen schlingen sich, 
Als wie zu einem Kranze, 
Und schweben leis umher im Kreis, 
Gesichter weiß, Gewänder weiß, 
Bis ihre bleichen Wangen 
Mit zarter Röte prangen. 
3. Es braust der Sturm, es saust 
das Rohr 
Es pfeift im Cannenwalde, 
Die Wolken ziehn am MWonde hin, 
Die Schatten auf der Halte; 
Und auf und ab durchs nasse Gras 
Dreht sich der Reigen ohne Maß, 
Und immer lauter schwellen 
Zum Ufer an die Wellen. 
4. Da hebt ein Arm sich aus der 
Flut, 
Die Riesenfaust geballet, 
Lin triefend Haupt dann, schilfbekränzt, 
Hon langem Bart umwallet, 
Und eine Donnerstimme schallt, 
Daß im Gebirg' es widerhallt: 
„Zurück in eure Wogen, 
Ihr Lilien ungezogen!“ 
5. Da stockt der Tanz, die Mädchen 
schrein 
Und werden immer blässer: 
„Der Vater ruft! Puh! Morgenluft! 
Zurück in das Gewässer!“ 
Die Vebel steigen aus dem Tal, 
Es dämmert schon der Morgenstrahl 
Und Lilien schwanken wieder 
Im Wasser auf und nieder.
	        
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