Full text: Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte

Fuünftes Buch. Elegie. (Immermann) 721 
Solches und Aehnliches dachte der Mann, der reisige, als er 
Aus der Pforte hinaus in die Bedachungen trat. 
Zu dem Thurm hin zog es mich jetzt (ich wars, ich gesteh es 
Mich zu lehnen an ihn, meiner Betrachtungen Halt. 
liebevoll drang mein Blick empor durch die Spitzen und Zacken: 
Ach, ihr waret so reich, daß ihr verschwenden gedurft! 
Vtzo halt ich erblicket den Krahn, der ernst von dem Dache 
Fragt: wie lang', o wie lang' werd' ich der Steine noch harrn? 
Wehmuth schloß das Auge mir nun; doch sah ich zu innerst, 
Was sich bedeutend nur je hatte auf Erden geregt: 
Sah die griechischen Männer, ich sah die römischen Feldherrn, 
Drauf den Kbnig der Welt, Karl, die Kaiser sodann; 
Unabsehbar wallte der Zug der Fürsten und Herren, 
Bürger und Ritter, gedrängt, Priester und Bauern und Volk. 
Diesem Getinnmel nachfolgeten drauf moderne Gestalten, 
„Siehe, da ragte hervor Ein' und die Andere auch! 
Schließt sich der Reigen noch nicht? Es wallte bis an den Gesichtskreis 
Meinem geistigen Blick wallte die Menschheit vorbeil 
Ntlich schlug die Augen ich auf: o erhabenes Wunder! 
Fertig sah ich den Dom, Thürme und Kirche und Chor! 
Nur den Mormnen E verschwand wie ein Traum das hohe Gesicht mir, 
Aber ich hatt' es erblickt, da ich der Menschheit gedacht. 
Immermann 
Schwab, Mustersammlung
	        
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