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von französischen Verwaltern durchstrichen ward, saß ich hier in
Trantow des Tages gewöhnlich in einem einsamen Stübchen versteckt
und verborgen, den meisten Kommenden und Gehenden ein Geheimnis;
abendlicher und nächtlicher Weile erging ich mich denn gewöhnlich
im Baumgarten oder im Walde mit einem der Brüder vberennt
der geliebten Schwester. Nur eine einzige Fahrt machten wir im
Dezember durchs Land zu meinem Bruder Kaͤrl, der auf Domänen⸗
gütern ungefähr sechs Meilen von Trantow wohnte. Ich hatte mich
so verhüllt und verkappt und so wunderlich greisenhaft mit Mänteln
und Mützen verstellt, daß, wenn uns auch Bekannte begegnet wären,
sie mich nicht erkannt hätten. Doch brauchten wir die Vorsicht,
unterwegs nirgend einzukehren. So mußte ich in der Heimat neben
so vielen Verwandten und Bekannten mich wie ein Bandit durchs
Land schleichen. Das waren Zeiten! Ernst Moritz Arndt.
115. Reiters Morgengesang.
1. Morgenrot,
leuchtest mir zum frühen Tod?
Bald wird die Trompete blasen,
dann muß ich mein Leben lassen,
ich und mancher Kamerad!
2. Kaum gedacht,
war der Lust ein End' gemacht.
Gestern noch auf stolzen Rossen,
heute durch die Brust geschossen,
morgen in das kühle Grab!
3. Ach, wie bald
schwindet Schönheit und Gestalt!
Tust du stolz mit deinen Wangen,
die mit Milch und Purpur prangen?
Ach, die Rosen welken all!
4. Darum still
füg' ich mich, wie Gott es will.
Nun, so will ich wacker streiten,
und sollt' ich den Tod erleiden,
stirbt ein braver Reitersmann. wilhelm Hauff.