Full text: [Tertia, [Schülerband]] (Tertia, [Schülerband])

458 A. Rein epische Poesie. UI. Idyllen. 
Hierher kamen sie beid' und fülleten, diese des Kessels 
55 Ehernen Bauch und der Vater ein Glas mit erfrischendem Labsal. 
Als nun jene den Hügel ereileten, welcher mit dunkeln 
Tannen und hangendem Grün weißstämmiger Birken gekrünzt war, 
Fanden sie Kien und Reiser und sainmelten; dann zu dem Buchhain 
Eilten sie links im Thal, wo der Ast' ein unendlicher Abfall 
bO Lag in Laub und Gesträuch, dem Hüttener Feurung des Winters. 
Froh nun kehrten zum See die Beladenen. Aber der Hausknecht 
Fing die sprühenden Funken des Stahls in schwammigem Zunder, 
Faßt! ihn in trockenes Laub und schwang mit Gewalt, bis dem dickern 
Qualm aufleuchtendes Feuer entloderte; häufte geschickt dann 
65 Peiser und Kien, daß die Flamme, des Harzes froh, durch den Holzstoß 
Knatterte, finsteren Rauch seitwärts aufdampfend zum Himmel. 
Jetzt, wo der Wind in die Glut einsausete, stellt' er den Dreifuß 
Und den verschlossenen Kessel darauf mit der Quelle des Waldes. 
Wehend umleckt' ihn die Loh', und es braust' aussiedend der Kessel. 
70 Wer das Mütterchen goß in die bräunliche Kanne den Kaffee 
Aus der papiernen Tute, gemengt mit klärendem Hirschhorn, 
Strömte die Quelle darauf und stellt' auf Kohlen die Kanne, 
Hingekniet, bis steigend die farbige Blase geplatzt war. 
Schleunig anjetzt rief jene, das Haupt um die Ächsel gewendet: 
5 „Setze die Tassen zurecht, mein Töchterchen; gleich ist der Kaffee 
Gar. Die Gesellschaft nimmt ja mit unserem täglichen Steinzeug 
Gern im Grünen vorlieb und ungetrichtertem Kaffee. 
Vater verbot Umständ', und dem Weibe geziemt der Gehorsam.“ 
Also Mama; doch Luise, die rasch mit dem Knaben sich umschwang, 
80 Hörte den Ruf und enthüllt' aus dem Deckelkorbe die Tasfen, 
Auch die Flasche mit Rahm und die blecherne Dose voll Zucker, 
Ordnend umher auf dem Rasen; und jetzt, da sie alles durchwühlet, 
Neigte das blühende Mädchen sich hold und lächelte schalkhaft: 
„Nehmen Sie mir's nicht übel, Mama hat die Löffel vergessen.“ 
85 Also sagte Luis'; und des Mütterchens lachten sie alle, 
Schadenfroh; auch lachte sie selbst, die gütige Mutter, 
Welche die dampfende Kanne dahertrug. Aer der Jüngling 
Sprang zu der Birkle behende, der hangenden, und von den Zweiglein 
Glättet' er zierliche Stäb' und verteilte sie rings der Gesellschaft. 
90 Jetzo dem lieben Papa und dem Jünglinge reichte die Jungfrau 
Pfeifen dar und Tabak in der fleckigen Hülle des Seehunds, 
Und mit des Löschbrands Ende, dem glimmenden, zündete Hans an. 
So auf dem Moose nunmehr die Gelagerten: neben dem Vater 
Rechts mit dem Knaben Mama, die den laäuteren Trank in die Tassen 
95 Rühmend goß; links aber Luis' und nahe der Jüngling. 
Sie zwar kostete selten des hitzigen Mohrengetränkes; 
Doch heut' nahm sie ein wenig und russischen Thee mit dem Kleinen. 
Nun war jegliches Auge verklaͤrt, nun laut des Gespräches 
deeen nun das Gesicht den leisesten Regungen folgsam; 
100 Folgsamer noch war dein zartfühlendes Antliß, o Jungfrau, 
Wie wenn duftiges Schimmergewölk an der Bläue des Himmels 
Immer veränderlich folgt der Zephyre launischem Anhauch, 
Hell umsäumt vom Glanze des Abends oder des Vollmonds.
	        
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