fullscreen: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

— 108 
einem stets zuletzt ein, so tat sie es immer seltener, und zuletzt kam 
es kaum noch vor, daß auch nur noch von dem Ringe gesprochen 
wurde. Zwar der Bauer selbst drehte den Ring täglich wohl 
zwanzigmal am Finger um und besah sich ihn, aber er hütete sich, 
einen Wunsch dabei auszusprechen. 
Und dreißig und vierzig Jahre vergingen, und der Bauer und 
seine Frau waren alt uns schneeweiß geworden, aber der Wunsch 
war immer noch nicht getan. Da erwies ihnen Gott eine Gnade 
und ließ sie beide in einer Nacht selig sterben. 
Kinder und Kindeskinder standen um ihre beiden Särge und 
weinten, und als eins von ihnen den Ring abziehen und aufheben 
wollte, sagte der älteste Sohn: 
„Laßt den Vater seinen Ring mit ins Grab nehmen. Er hat 
sein Lebtag seine Heimlichkeit mit ihm gehabt. Es ist wohl ein liebes 
Andenken. Und die Muller besah sich den Ring auch so oft; am 
Ende hat sie ihn dem Vater in ihren jungen Tagen geschenkt.“ 
So wurde denn der alte Bauer mit dem Ringe begraben, der 
ein Wunschring sein sollte und keiner war, und doch so viel Glück 
ins Haus gebracht hatte, als ein Mensch sich nur wünschen kann. 
Denn es ist eine eigene Sache mit dem, was richtig und was falsch 
ist; und schlecht Ding in guter Hand ist immer noch sehr viel mehr 
wert als gut Ding in schlechter. 
KRichard Leander. Richard v. Volkmann.) 
III. Sage und verwandte Dichtung. 
59. Prometheus. 
Himmel und Erde waren geschaffen: das Meer wogte in 
seinen Ufern, und die Fische spielten darin ; in den Lüften 
sangen beflügelt die Vögel; der Erdboden wimmelte von Tieren. 
Aber noch feblte es an dem Geschöõpfe, dessen Leib so 
beschaffen war, daß der Gei in ihm WVohnung machen und 
Von ihm aus die Erdenwelt beherrschen konnte. Da betrat 
Prometheus die Erde, ein Sprõßling des alten Gõttergeschlechtes, 
das Zeus entthront hatte; er nahm vom Tone, befeuchfete ihn 
mit Wasser und formte daraus ein Gebilde nach dem Ebenbilde
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.