Full text: Das Mittelalter (Bd. 2, [Schülerband])

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vereinigen und in demselben den kirchlichen Satzungen eine unbedingte 
Geltung zu verschaffen. Innocenz behauptete die päpstliche Herrschaft 
über Rom und den Kirchenstaat mit starker Hand. Zugleich gewann 
er in den Städten Mittelitaliens und der Lombardei ein solches Ansehen, 
daß er als Lehensherr geehrt wurde. Da auch in Unteritalien und 
Sizilien während der Minderjährigkeit Friedrichs II. die lehensherrlichen 
Rechte des Papstes wieder auflebten, so hatte dessen Einfluß in Italien 
seinen Höhepunkt erreicht. Aber er wuchs auch in den meisten übrigen 
Ländern Europas. Die Oberhoheit des Papstes wurde in Ungarn und 
Kroatien anerkannt, dazu erwarb er die Schutzherrschaft über Portugal, 
erteilte den Beherrschern von Aragonien und von Böhmen die Königs- 
krone und erlangte die Lehensherrlichkeit über England. Zu derselben 
Zeit war auch das Patriarchat von Konstantinopel infolge der Begründung 
des lateinischen Kaisertums dem Papste unterworfen. In Deutschland 
übertrugen ihm die streitenden Parteien selbst die Entscheidung. 
2. Die zwiespältige Königswahl in Deutschland. 
Die den Staufen feindlich gesinnte Partei wollte die Mündigkeit 
des kaum dreijährigen Friedrich nicht abwarten und verlangte die Vor- 
nahme einer neuen Königswahl. Auch die hohenstaufische Partei wollte 
an die Stelle des Kindes einen kräftigen Herrscher setzen. Die Mehr- 
zahl der Fürsten wählte nun Philipp von Schwaben, den jüngsten 
Bruder Heinrichs VI., wogegen die mächtigsten Bischöfe dem Sohne 
Heinrichs des Löwen, Otto, ihre Stimmen gaben. In dem Streite, 
der zwischen den beiden Rivalen begann, nahmen auch England und 
Frankreich Partei, und zwar unterstützte König Richard Löwenherz seinen 
Neffen Otto mit Geld, wodurch der französische König Philipp II. August 
zur Parteinahme für Philipp von Schwaben veranlaßt wurde. Otto und 
Philipp bewarben sich um die Anerkennung des Papstes; dieser ver- 
zögerte aber die Entscheidung durch mehrere Jahre, bis er sich zuletzt 
für Otto aussprach. Innocenz unterstützte seinen Schützling auf alle 
Weise, dennoch behauptete sich Philipp siegreich, so daß der Papst 
bereits entschlossen schien, Philipp anzuerkennen. Da wurde Philipp 
von dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach aus Privatrache er- 
mordet (1208). '9208 
Otto IV. wurde jetzt ohne viel Widerstand allgemein als König 
anerkannt und strafte den Mörder mit der Acht, in der er den Tod 
fand. Kaum war jedoch Otto in Rom zum Kaiser gekrönt worden, so 
zerfiel er mit dem Papste, weil er das Königreich Sizilien, welches 
er als einen päpstlichen Lehensstaat anerkannt hatte, mit dem Deutschen 
Reiche vereinigen wollte. Innocenz sprach über Otto den Bann aus
	        
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