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stand es, einen Repräsentationsbau bestimmten Kultbedürfnissen und Be-
festigungszwecken zu verbinden. Ihr folgte Burg Karlstein in Böhmen,
von Karl IV. von 1348 bis 1365 erbaut und aufs reichste ausgestattet.
Jacques Coeur, der Schatzmeister des französischen Königes Karl VIL,
suchte schon um die Mitte des 15. Jahrhundertes in Bourges (Abb. 60)
Palast und Burganlage mitein-
ander in Einklang zu bringen.
Der bedeutendste spätgotische
Burgenbau Deutschlands ist
wohl die seit 1471 unter der
„eitung des westfälischen Mei-
sters Arnold erstandene Al-
brechtsburg in Meißen, deren
großartige Hallen und Zimmer
geistvoll verteilt und mit
reichstem, oft stalaktitenartig
wirkendem Gewölbenetz über-
spannt sind. Unter die größten
Saalanlagen ist der auf Befehl
Wladislaws II. errichtete Saal
der Prager Burg einzureihen,
den 1502 Benedikt Ried aus
Piesting vollendete. In England
haben sich gar manche mittel-
alterliche Adelssitze bis heute
vortrefflich erhalten.
Die Bautätigkeit der Städte
förderte die Errichtung ‘von
Rathäusern und Kaufhallen.
Mannigfache Abwechslung bieten
die Rathäuser zu Brüssel, Lö-
wen und Gent, in Braunschweig
und Breslau; zierlich vorsprin-
gender Erker(Abb. 61) und kunst-
volle Außenumrahmung der Uhr-
anlage des Rathausturmes er-
hielten sich in Prag (Abb. 62).
Nächst der 1304 vollendeten
200. 0%. Rathausuhr in Prag Tuchhalle in Ypern verdient
die unter Kasimir d. Gr. erbaute
Tuchhalle in Krakau (Abb. 63) besondere Erwähnung. Die Stadt-
tore wurden durch Türme geschützt; beide sind im Gebiete des
Backsteinbaues meist ebenso schmuck als imposant, so das Stargarder
Tor in Neubrandenburg, das Tangermünder und VUenglinger Tor in
Stendal und das 1477 aufgeführte Holstentor in Lübeck. Ihnen nähert
sich das Florianitor in Krakau (Abb. 64). Malerisch ungemein wirksam
sind der Altstädter Brückenturm und der 1475 begonnene Pulverturm
in Prag, wo an dem Erker des Karolinums sich eine besonders bei dem
Nürnberger Bürgerhause im 14. Jahrhunderte beliebte, daselbst auch